CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)
Vargton Projekt - ProgXpriMetal
(75:36, Lion Music, 2011)
Ein sprechender Titel für dieses Debüt einer Formation, die trotz ihres projekthaften Namens als Band gesehen werden will: Extrem ausdrucksstarker Prog Metal! An Mats Hedberg erinnert sich der eine oder andere vielleicht noch von BFH oder von seiner starken Soloplatte "Triptych". Der Schwede ist der fraglos einer der Top-Gitarrenvirtuosen unserer Zeit. Auf beispielsweise dem einleitenden "Jaipur" bringt er aber auch die Sitar an den Start. Drummer Morgan Ågren (u.a. Mats Morgan Band mit Mats Öberg) ist u.a. dafür bekannt, dass Frank Zappa ihn und Öberg als Gastmusiker zu einem Stockholmer Konzert bat. Auch mit Dweezil und Ahmet Zappa hat er aufgenommen. Auf diesem Album erinnert er manchmal an den großen Tony Williams. Vermutlich hatte man doch zu schmerzliche Erfahrungen mit der Akzeptanz für noch so gut gemachten Instrumental-Prog gemacht. Jedenfalls wurde für das, was ursprünglich wieder ohne Gesang geplant war, dann doch noch ein Sänger gesucht. In Björn Jansson (u.a. Tears of Anger, Ride The Sky, Beyond Twilight, Lars Mattsson) fanden die Xprinauten jemand, der mit seiner expressiven, teils an David Coverdale und Jorn Lande erinnernden Stimme aus Kopfmucke für Musiker zwar nicht gerade Radiomusik, aber doch eine nach etwas Einhörzeit von A bis Z bekömmliche, ja begeisternde Platte gemacht hat. Geholfen haben dabei auch die musikalischen Beiträge von u.a. Hans Lundin (key; u.a. Kaipa), Giovanni Imparato (perc., Tierstimmen; Paco de Lucia), Alessandro Gwis (key; Aires Tango). Die Bass-Parts teilen sich Fabrizio Sciannameo (BFH/Britti), Lorenzo Feliciati (Pat Mastelotto) und Marco Caudai. Und es bleibt abwechslungsreich: Beim an elisabethanische Lautenliteratur erinnernde "Ujevkoszonto" brilliert Mats an der gezupften Konzertgitarre. "Uggarderojr" unterliegt ein hartes King Crimson-Riff; "Rjoredraggu" ist wieder eine Sitar-Meditation; das lyrische "Norrsken" birgt eine verliebt klingende Unterhaltung zwischen Piano und Akustikgitarre. Höhepunkt des Albums ist die "Birka Trilogie", auf deren dritten Teil sich Mats ein Saiten-Duell mit Lars Eric Mattson liefert, dem Labelchef von Lion Music. Durch Björns Gesang erinnert dieses Stück besonders an Coverdales Kooperationen mit Steve Vai - an "Passion and warfare" allerdings mehr als an "Slip of the tongue". Das melodische, ruhige "Lvorna", "U playin on my drum" sowie das Titelstück bringen edelsten Jazzrock, das "Capriccio" bringt, was der Name verspricht. Zappa-Fans müssten Freude am "Allegro Vivace" haben. In Summe ein vor Spielfreude und -vermögen schier berstendes Album.
Klaus Reckert
© Progressive Newsletter 2011