CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)
The Tangent - COMM
(67:50, InsideOut, 2011)
An das letzte bewusst gehörte Studioalbum von The Tangent, "Not as good as the book", kann ich mich gar nicht mehr richtig erinnern, es hatte mir damals nicht eben gut gefallen und wurde umgehend wieder verkauft (Na ja, vielleicht war das etwas voreilig...). Nun lege ich "COMM" (= "Communication") ein und bin hin und weg. Bombastische (analoge) Synthie-Sounds für alle Keyboard-Lover, tolle hymnische Melodien und brillanter Gesang (der mich von der Klangfarbe doch sehr John Wetton erinnert!!), tolle Gitarrenparts, klasse Drumming und so weiter und so fort. Interessante Texte als Kommentar zum Informations- und Internet-Zeitalter mit witzigen Titeln ("Wiki Man" nur als ein Beispiel) runden die CD als in sich geschlossenes Konzeptalbum ab. Kaum zu glauben, dass zwei der altgedienten Musiker (Mastermind Andy Tillison und Jonathan Barrett) in den 80ern unter dem Namen GFDD (siehe auch Interview) gar Indie-Rock und Metal machten. Hier jedoch mixen die Herren gekonnt ihren keyboardlastigen Kunstrock mit Elementen aus Jazz und Avantgarde - und das so geschickt im Arrangement, dass alles wie aus einem Guss wirkt und überhaupt nicht wie ein Fremdkörper oder gar aufgesetzt. Das alles im Wechsel mit teils sehr bombastischen Parts, wobei mich einer auch die Japaner Gerard erinnert hat ("Empty lie"-Album). "COMM" - das ist für Tangent ein großer Schritt nach vorn, das ist Prog Rock im Stil der 1970er und doch nicht retro, sondern es klingt zugleich modern, besonders auch wegen den zusätzlichen Jazzrock-Einflüssen, die gelegentlich aufblitzen, und es ist ganz sicher kein "Neo Prog" à la (frühe) Marillion oder Pendragon, der in den 90ern so oft anzutreffen war. Es gibt keinen Leerlauf, kein Langatmigkeit, und wenn die CD abgelaufen ist, fragt man sich unwillkürlich: "Schon aus?" Insgesamt eine tolle CD (übrigens auch auf Vinyl), die man immer wieder hören kann!
Markus Schurr
© Progressive Newsletter 2011