CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)

Phideaux - Snowtorch
(44:47 Bloodfish Music, 2011)

"It is hard to make music that is too prog for rock, and too rock for prog..." Das ist ein Original-Zitat von Phideaux Xavier. Es lässt sich aber nicht mehr halten, denn das Musiker-Kollektiv um Namens- und Ideengeber Phideaux bringt mit "Snowtorch" das dritte Retro Prog-Konzept-Album in Folge raus. Und es ist erneut gutklassig geworden. Heimeliger Retro-Sound umschmeichelt die Ohren, wunderschöne Melodien werden da in Szene gesetzt, die tiefen Arrangements mit allerlei akustischen Elementen sind hochwertig und abwechselungsreich. Dazu kommen die vielstimmigen Gesangspassagen, bei denen gerade die Sängerinnen (es gibt vier davon und auch Solo dürfen sie alle mal ran) den angenehmen Gesang von Phideaux immer wieder perfekt unterstützen. Auffällig ist das federführende Akustik-Piano, welches sich durch das Album zieht. Der Aufbau ist einer LP entsprechend. "Snowtorch 1" und "Snowtorch 2", nur unterbrochen durch das kürzere "Helix" und abgerundet mit einer Instrumental-Reprise. Und auch optisch ist das Bild durch ein auf CD geschrumpftes Klapp-Cover mit geschmackvollem Artwork stimmig. Die Brillanz eines Phideaux hört man durch den eigenständigen Stil der Combo, der gefühlt immer wieder zitiert, dennoch nie als Abklatsch daher kommt. Natürlich ist da Genesis drin, da ist Gentle Giant, vielleicht ein bisschen Yes, vielleicht ein bisschen Kansas und Jethro Tull. Am meisten erinnert mich "Snowtorch" an gute Alben von Mike Batt, freilich ohne so schmalzig zu sein. Aber letztlich sind das Wimpernschläge von Ideen und eher eine musikalische Grundstimmung, die aus den 70ern ins hier und jetzt versetzt wird. Dennoch gibt es auch Kritikpunkte. Für mein empfinden übertreibt es die Band mit der Schöngeistigkeit. Ja, Xavier schreibt wunderschöne Melodien, aber sie könnten hier und da kantige Widerparts gebrauchen um mehr Spannung zu erzeugen. Darüber hinaus hat man es sich in diesem typischen Phideaux-Sound gemütlich gemacht und entgeht nicht der "more-of-the-same"-Falle. Früher war Phideaux "to rock for prog" und dahin würde ich ihn mir heutzutage zumindest gelegentlich zurückwünschen. Das ist allerdings sehr persönlich motiviertes Nörgeln. Wenn die Streichinstrumente ein kleines kammerorchestrales Intermezzo abliefern, die Flöten flöten, die Orgeln und Gitarren röhren und solieren, dann fühlt man sich als Freund eingängiger Prog-Klänge in feinster Art und Weise unterhalten. Hinzu kommt ein leicht psychedelischer Einschlag in "Snowtorch 2" und somit ein vorsichtiges Verschieben des gewohnten Phideaux-Kosmos. Gute Platte.

Fix Sadler



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