CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)
Pendragon - Passion
(54:48, Toff Records, 2011)
Mit dem Vorgänger "Pure" wagten sich Pendragon etwas überraschend in neues Fahrwasser. Vorbei war es auf einmal mit schmachtendem Neo Prog Bombast und Fantasy Cover, das Einhorn hatte seine Hörner abgestoßen und war auf einmal in der harten Realität angekommen. "Passion" setzt diesen Trend fort und baut wiederum vermehrt auf aggressivere Gitarrenriffs und zeitgemäße Sounds, was sicherlich einige Fans der Vergangenheit verstören wird. Doch war "Pure" noch eine Überraschung durch seine neuartigen Ansätze, so ist "Passion" die konsequente Fortsetzung, die letztendlich in sich noch stimmiger wirkt. Denn was auf "Pure" noch nach Zeitgeist und in letzter Konsequenz hier und da zu aufgesetzt klang, wirkt auf "Passion" überzeugender und auf den Punkt gebracht. Es wurde sich bei Pendragon dennoch nicht komplett von der Vergangenheit verabschiedet, denn gerade die atmosphärische Komponente findet sich doch immer wieder in einigen Instrumentalparts wieder. Die aktuelleren, direkteren Sounds und deutlich mehr Dampf in Rhythmus und Saiten, werden immer wieder durch mächtige Melodiebögen aufgefangen. Kraftvolle Riffs und vor allem Tempo, sowie wuchtiges Schlagzeugspiel treiben die Songs voran, zwischendurch bleibt trotzdem Zeit für schwelgerische Gitarrenmelodien und einige wenige Keyboardspielereien. Nicht immer funktioniert dabei leider der veränderte Gesangsstil von Nick Barrett, der nun mal kein Rockshouter ist, sich aber dennoch hörbar Mühe gibt, ob nun mit Sprechgesang oder tieferer Tonlage der neuen Version von Pendragon auch stimmlich eine andere Färbung zu verleihen. Es war ein mutiger und richtiger Schritt, den Pendragon mit ihren letzten beiden Alben vollzogen haben. Mit "Passion" sind sie in der Gegenwart angekommen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2011