CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)

Octopus - An ocean of rocks
(41:09, Sireena Records, 1978)
Octopus - Rubber angel
(33:14, Sireena Records, 1980)

Mit "An ocean of rocks" (1978) und "Rubber angel" (1980) vervollständigt Sireena Records die digitalen Widerveröffentlichungen der drei ursprünglich bei Sky Records erschienenen Alben von Octopus. Die Frankfurter Band hatte bereits mit ihrem Debüt "The boat of thoughts" (1977) für sich als Stilistik einen sinfonisch-rockigen Progressive Rock Sound gefunden, den man in folgenden Jahren noch verfeinerte. So setzt "An ocean of rocks" auf verträumte Lyrik und schwelgerische Momente, bei denen vor allem Gitarren und Keyboards im instrumentalen Fokus stehen, aber auch Sängerin Jennifer Hensel mit kraftvollem Organ überzeugen kann. Octopus' Ansatz ist melodiös, leicht verspielt und moderat ausladend, ohne jedoch zu weit in Komplexität oder erschlagende Virtuosität abzugleiten. Alles fußt auf einem rockigen Grundgerüst, ist aber dennoch spannend und abwechslungsreich komponiert, aber in gewisser Weise auch etwas hausbacken und vorausschaubar ausgestaltet. Gerade im Vergleich mit anderen sinfonisch geprägten deutschen Bands wie z.B. Grobschnitt oder Anyone's Daughter merkt man bei Octopus, dass einfach die finalen inhaltlichen Kniffe fehlen, die man eben so nicht sofort erwartet und somit für echtes Aufhorchen sorgen. Trotzdem geht "An ocean of rocks" als sehr solide und gute Scheibe der End 70er durch, die berechtigterweise ihre Nostalgie Liebhaber finden wird. Bei dem zwei Jahre später erschienenen "Rubber angel" hat sich inhaltlich ein Wechsel mehr hin zu mainstreamigem, kommerziellen Rock / Hard Rock vollzogen. Die Orgel wird nur noch als kraftvolle Untermalung verwendet, die Synthieläufe wirken plastikhaft, die Gitarre wesentlich rifforientierter, teils funkiger gespielt. Sicherlich war diese musikalische Veränderung ganz eindeutig dem damaligen Zeitgeist geschuldet, in der Rückbetrachtung hat sich die Band aber weg von einem gewissen Maß an Originalität, hin zu einem austauschbaren Sound bewegt.

Kristian Selm



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