CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)

My Dying Bride - Evinta
(45:27 + 41:48, Peaceville / edel, 2011)

20 Jahre Britenbräute, 20 Jahre Doom der Extraklasse. Das musste gefeiert werden. Und warum nicht damit, ein seit 15 Jahren unvollendetes Projekt endlich abzurunden... Für Themen und Stimmungen ließ man sich von den vorangegangenen neun Alben inspirieren. Allerdings wurde das Vorgefundene in einen "symphonischen" Kontext eingebunden, mit viel Keyboards (ebenso wie die Arrangements von Johnny Maudling, u.a. Bal Sagoth stammend) sowie Bratsche (Alice Pembroke) und Cello (Johan Baum) orchestriert. Dadurch, dass MDB-Sänger Aaron Stainthorpe hier mehr rezitiert als singt und vor allem durch die Mitwirkung der französischen Opern-Sopranistin Lucie Roche erinnert "Evinta" über weite Passagen mehr an die besten Arbeiten von Dead Can Dance als an Doom Metal. Auch mancher Soundtrack von Eleni Karaindrou kommt manchmal in Erinnerung, während einige der mit müder, aber dennoch faszinierender Stimme rezitierten Passagen an die entsprechenden Teile von Cradle of Filths Großtat "Damnation and a day" anknüpfen können (wo David McEwen als Erzähler brillierte). Aus dem Brides-Kanon direkt wiedererkennen konnte der Rezensent übrigens genau gar nichts. Und ist dennoch ausgesprochen angetan von so exquisit in Szene gesetzter Melancholie. Dieses besondere Album ist als Doppel-CD oder als 3 CD-Edition mit einem großformatigen, 64-seitigen Heft erhältlich.

Klaus Reckert



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