CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)

Liquid Horizon - The script of life
(56:54, Firefield / Twilight, 2011)

Aus deutschen Landen frisch auf den Sezierteller - Liquid Horizon, hocherfreut. Auch wenn die Promowisch-Prosa eigentlich Übles ahnen lässt ("Ein neuer Prog-Metal-Stern geht auf! Nach zehn Jahren harter Arbeit...") macht die neue Bekanntschaft teilweise durchaus Freude: Sänger / Gitarrist Oliver Kilthau (das Label ist sich nicht ganz sicher, ob es ihn nun mit oder ohne "e" schreiben will) hat eine ein wenig an Enrique Bunbury von den Héroes Del Silencio erinnernde, jedenfalls gut anhörbare Stimme und der Modus von "Script of life" ist unaufgeregt-erzählerisch. Jedenfalls bis auf den Opener "All the new wold", bei dem ein Teil mit fauchigen Melo Death-Statements das ansonsten getragene Geschehen zeitweise etwas dynamisiert. Das mit typischem Prog Metal-Riffing-Sperrfeuer beginnende "Coasts of Holland" bleibt dennoch Midtempo, bis auf die hörenswerten Tapping-Einlagen von Kilthau. Angenehmer sind auch die hier wenigstens teilweise auf Piano-Samples beruhenden Keyboard- Beiträge von Michael Heck (laut Label ist Savatage einer der Einflüsse der Band). "Every second" hat bei den späten Queensr˜che gut hingehört. "Crown of creation" hat (leider) nichts mit Jefferson Airplane zu tun (D

Andreas Schütze

als Prog Metal-Cover hätte doch mal was), denn es ist eine heftig, aber weiterhin betont langsam riffende Metal-Nummer. Etwas mehr Gas gibt dann "One by one". "When darkness calls" bringt zwar wieder verzerrte Gesangsbeiträge (von Bassist Marc Schroth?), bleibt aber leider auch eine eher niemand aufregende, betuliche Komposition. Nach der Piano-Ballade "To the stars" zeigt der Live-Bonus-Track "Up and away" (hat auch nichts mit den Dregs zu tun), wie die Herren live abgehen. Auch hier hebt es behutsam und mit Piano-Untermalung an, rockt dann aber tatsächlich (bis auf die Käse-Keyboards) ganz kurz fast Savatage-artig los. Produziert hat - genau wie beispielsweise Exawatt weiter vorne - der nimmermüde Markus Teske (u.a. Dominici, Mob Rules, Saga, Vanden Plas,). Schlimm findet der Rezensent wie gesagt etliche fiese und leider omnipräsente Keyboard-Sounds, die mehrfachen leicht zusammenhanglos wirkenden Knabenchor-artigen Einspielungen und die bedauerliche Beschränkung auf die Slow Motion-Gangart des ganzen Werks. Davon abgesehen ist dieses Lebens-Skript durchaus interessant und verspricht vor allem für die Zukunft Einiges - insbesondere wenn die Band sich zumindest gelegentlich vom Monoton-Majestätisch-Trip lösen und mit "All the world" gegebene Versprechen häufiger einlösen würde.

Klaus Reckert



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