CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)
Alta Via - Girt dog
(67:02, White Knights Records, 2011)
Mit "Girt dog" stellt eine im Jahr 2008 in Norditalien gegründete vierköpfige Neo Prog Combo ihre englischsprachige Debütscheibe vor. Vertrieben wird sie seit Veröffentlichung im März 2011 vom britischen White Knight Records Label, hinter dem niemand Geringeres als Rob Reed / Magenta und Will Mackie / Hoggwash stecken. Wer nun eine musikalische Verwandtschaft vermutet, liegt schon einmal richtig. Denn die neun Songs (zuzüglich Hidden Track) mit einer gesamten Laufzeit von 67 Minuten lassen keine Wurzeln zur italienischen Progmusik erkennen. Dies liegt zum einen natürlich am akzentfreien englischsprachigen Gesang, sowie zum anderen am Fehlen von komplexerem Kompositionsgut sowie jazziger / folkiger Strukturen. Dagegen wissen AltaVia hochmelodiöse Musik zu erzeugen, die sowohl poppige und eingängige Melodien als auch stimmungsvolle sinfonische Töne bietet. Das Keyboardspiel von Sänger Andrea Stagni, der auch der Gründer und das Mastermind der Band ist, erinnert mich sehr stark an Rob Reed. Insofern ähneln auch die Phasen mit variationsreicher sinfonischer Darbietung denen von Magenta oder Credo, die immer mal wieder durch das rockige oder sphärische Gitarrenspiel von Mauro Monti bereichert werden. Erfreulich ist auch das Ertönen der weiblichen Stimmen von Betty Copeta und Laura Monti, die der musikalischen Darbietung zuweilen mehr Farbe verleihen. Insgesamt fehlen mir allerdings bei aller Güte der Scheibe die hervorstechenden Merkmale, um bei der anhaltenden Flut an neoprogressiven Veröffentlichungen diese CD besonders in Erinnerung zu behalten. Da würden mich noch mehr der leicht jazzigen und improvisierten Töne reizen, wie sie auf dem fast dreiminütigen instrumentalen Hidden Track zu vernehmen sind. Wer weiß - vielleicht auf der nächsten Veröffentlichung.
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2011