CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)

Lazuli - [4603 battements]
(46:03, Eclats, 2011)

Bereits bei ihrem Auftritt auf dem Prog Résiste Festival letzten Jahres bewiesen Lazuli, dass sie nach ihrer Neuformierung nichts von ihrer spielerischen Klasse eingebüßt haben. Die Bühne ist die eine Sache, funktioniert die neue Besetzung ebenfalls im Studio? Um es vorweg zu nehmen: ein klares Ja mit leichten Abstrichen. Der leicht orientalische Einfluss, World Music Elemente, moderate Chanson Farbtupfer sind im Art Rock Marke Lazuli geblieben, auch arbeitet man immer noch mit songdienlichen Formaten, die ihre Kraft aus den Dynamiksprüngen und der hohen Stimme des Frontmanns Dominique Leonetti beziehen. Zwar haben die inzwischen nur als Quintett agierenden Südfranzosen auf der perkussiven Seite etwas eingebüßt, vermisst man die Klangfarben von Xylophon oder Warr Guitar, doch nach der Devise "weniger ist mehr" ist "[4603 battements]" zweifelsfrei als typisches Lazuli Album zuzuordnen. Der moderne Sound ist dicht ineinander verwoben und selbst ohne ausschweifende Soli voller interessanter Details. Etwas schade nur, dass Neuzugang Romain Thorel seine Keyboards sehr zurückhaltend, trotzdem immer geschmackvoll verwendet. Während er live einige Male das Waldhorn effektiv einsetzte, vermisst man auf dem Studioalbum leider diese interessante Facette. Dafür ist gerade die Balance aus den kreischenden Einsätzen der Léode (eine Mischung aus Chapman Stick und Keyboards), harten Riffs und wuchtigen Rhythmen gut austariert, selbst wenn man bestimmte Kompositionsmuster in ähnlicher Art bereits von den vorherigen Alben kennt. Mit "[4603 battements]" sind sich Lazuli selbst treu geblieben. Lyrische Leichtigkeit, französisches Lebensgefühl und wuchtige Dynamik sind formidabel vereint. Vielleicht wagt man sich ja mit dem nächsten Album etwas mehr aus dem eigenen "Wohlfühl" Bereich heraus.

Kristian Selm



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