CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)
(Werner Nadolnys) Jane - Eternity
(62:27, Saol / H'art / Zebralution, 2011)
Von welcher deutschen stilprägenden Combo gibt / gab es ähnlich vie Spaltprodukte wie von Deep Purple (Rainbow, Whitesnake, Gillan Band..)? Nicht ganz, Helloween ist nicht gemeint. Sondern die "Krautrock-Legende" Jane aus Hannover. Eine der zeitweise übel zerstrittenen Formationen, die teils den Anspruch vor sich her trugen, das einzig seligmachende Erbe zu bewahren (etwa Peter Pankas Jane, ist Werner Nadolnys Jane). Während beispielsweise Klaus Hess' Mother Jane die Keyboards ganz über Bord warf und den alten Nummern so eine neue, erdige Bodenständigkeit verlieh (vgl. Review deren Live-CDs in PNL 71), konnte das bei dem Jane-Überbleibsel, bei dem der Keyboarder Nadolny das Zepter führt, natürlich nicht passieren. Im Gegenteil: Nadolny (laut Labelinfo "Gründungsmitglied, Hauptkomponist und Arrangeur bei Jane") bringt hier sogar mit Burkhard Plenge alias Doctor Bogarth (u.a. Lions, Eric Burdon, Udo Lindenberg) einen zweiten Tastendrücker an den Start. Das resultierende aktuelle Album "Eternity" wird vielleicht nicht direkt in die ewigen Prog-Jagdgründe eingehen, kann aber auf jeden Fall mit astreiner Produktion und ausgefuchstem Sound aufwarten. Mutigerweise stellt Nadolny mit dem - Surprise - dreiteiligen "Triptych" einen knapp viertelstündigen Longtrack an den Beginn, der sich von einem schleppenden Reggae über sphärische Keyboard-Teppiche bzw. -Fußmatten zu einem mehr erzählerischen Modus bewegt. Dass nicht nur hier einige der Synth-Sounds an den großen Jürgen Fritz (Triumvirat) erinnern, versöhnt mit dem (erwartbar) hohen Tastenanteil. Ein weiteres Plus ist die wandlungsfähige Stimme von Sänger Torsten Ilg, der u.a. bei Circle Of Hands, einem Uriah Heep Tribute, Meriten gesammelt hat. Sein Show Piece folgt mit der Ken Hensley-Nummer "Circle of hands" bereits als Track Two, zeigt hier aber schrecklicherweise noch mehr Schunkel-Elemente als das Original. Fast funky im Vergleich dazu "Borrowed time". "Space waters" plätschert sich mit Streicher-Intro vom Keyboard zu einer Ballade ein, "Roses on the floor" ist wieder so ein - leider zu süßlicher - Pseudo-Reggae. Der eigentliche Closer "A little big while" erhielt stimmgewaltige Unterstützung von Jutta Weinhold (u.a. ex-Zed Yago). Als Dreingabe und um die Tracklist auf die, so Nadolny, "heilige Zahl der Vollständigkeit" Sieben zu bringen, folgen aber noch Radio Edits von drei Stücken - als ein Track zusammengeschnitten. Eigene Hörproben anbefohlen.
Klaus Reckert
© Progressive Newsletter 2011