CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)
Gösta Berlings Saga - Glue works
(46:05, Cuneiform Records, 2011)
Nach ihren beiden Alben "Tid är ljud" (2006) und "Detta har hänt" (2009) auf Transubstans Records sind die Schweden Gösta Berlings Saga mit "Glue works" 2011 bei Cuneiform Records gelandet. Transubstans hätte die erfolgreiche Band gewiss weiter begleitet, aber ein Deal mit Cuneiform ist wohl einfach zu verlockend. Allein aus historischen Diskographie-Gründen. Die Band bleibt ihrem Stil überwiegend treu. Das Quartett Hermansson (b, key), Baldursson (g), Lundberg (key, mel, synth) und Skepp (dr, perc) spielt minimalistische, epische Stücke, deren Kompositionen nicht hochmelodisch komplex aufgebaut sind, sondern in der steten Wiederholung des immer gleichen und sich doch marginal - und bedeutend - entwickelnden Motivs wachsen. Mit Hilfe einiger Gäste hat die Band 7 psychedelisch wühlende Songs erschaffen, die Folkloristisches, Jazziges und Progressives in sich vereinen. Die Arrangements sind dicht verzahnt und symphonisch episch, selbst wenn - wie in "Island" - über 12 Minuten nur wenig passiert, die Struktur sich kaum verändert, ist die ständige Wiederholung desselben Themas doch eindrucksvoll und einnehmend. Cello, Basstuba, Basstrompete, Bassmundharmonika und sogar eine Singende Säge kommen zum Einsatz, die wundersamen Sounds noch wundersamer zu machen. Irgendwo im Einflussbereich alter King Crimson liegt "Sortergatan 1", das längste Stück, und beste zudem. Hier wird nicht nur die Minimalattacke geübt, sondern dramatisch gerockt, das düstere Motiv wühlt sich tief ins Bewusstsein, dank des erstklassigen wilden Bassspiels von Gabriel Hermansson. "Glue works" ist meines Erachtens - trotz "Sortergatan 1" - schwächer als beide Voralben. Die Band verlässt sich zu sehr auf den minimalistischen Effekt ihrer treibenden Stücke, die jedoch in ihrer Epik Dramatik, instrumentale Extravaganzen und verrückte Ideen völlig vermissen lassen. Dennoch: gutes Album.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2011