CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)

Furyu - Ciò che l'anima non dice
(31:44, Privatpressung, 2010)

Vom dem Turm von Pisa gleichenden "Für PNL Numero 72"-Stapel gleitet ein weiteres Scheiblein italienischer Herkunft in den Schacht. Das Quintett Furyu (japanisch für "elegant" bzw. "fließender Wind oder Wasser") spielt einen Stil, den sie selbst "Open Minded Progressive" nennen. Die Stimm-Samples, mit denen "Illusione dei miei giorni" neben rasend schnellem Riffing anheben, erinnern ein wenig an die von Evergreys "When the walls go down". Und die hatten damals schon selbst an Fates Warning monumentales "Disconnected"-Album erinnert. Aber das sind ja alles keine unangenehmen Assoziationen... Ebensowenig wie die erhaben-langsamen Twin-Gitarrenleads von Giulio Capitelli und Frederico Melandri in Terz-Parallelen, die bei dem überwiegend schnellen Stück einen angenehmen Ruhepol bilden. Auffallend sind weiter Michele Zappolis so flotte wie manchmal komplexe Basslinien und sein drahtiger, im Metal wenig üblicher, aber sehr durchsetzungsfähiger Sound. Funk-Slapping beherrscht er übrigens auch. Das nachfolgende "E poi la luce" kennt jazzige Momente, feinnerviges Schlagzeugspiel kennzeichnet vor allem "Un momento: Vado a fuoco". Bei der abgedeckt schrubbenden Rhythmusgitarre von "Finalmente lo sono" kommen die Metal-Anteile zu ihrem Recht, mehr gesprochene als gesungene Passagen sorgen auch hier für etwas Abwechslung. Das 16-seitige Booklet enthält übrigens auch die englischen Übersetzungen der italienischen Texte. "La Vastità del mio tempo" bietet einen ruhigeren, versöhnlichen Abschluss. Interessante EP. Sogar gut wirkt vieles davon, wenn man selbst grad zu dieser Art Kopfkino-Mucke aufgelegt ist.

Klaus Reckert



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