CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)
The Flower Kings - Tour Kaputt
(78:52 + 61:13, Reingold Records, 2011)
Nachdem die Flower Kings leider seit einigen Jahren auf Eis liegen, gibt es immerhin mit dem Livealbum "Tour Kaputt" einen Rückblick auf die 2007er Tour, bei der die Schweden von King Crimson Schlagzeuger Pat Mastelotto tatkräftig unterstützt wurden. Gerade dessen Mitarbeit macht diesen Livemitschnitt zu etwas Besonderem, da er mit seiner sehr physischen Spielweise und einigen elektronischen Spielereien der Musik eine neue spannende Facette verleiht. Ebenso gewinnen die improvisierten Passagen an Format, merkt man der Interaktion zwischen den Instrumentalisten den offensichtlichen Spaß am gemeinsamen Spiel an. Da bei dieser Tour nicht immer alles nach Plan verlief - alles begann mit einem unfreiwilligen Zusammentreffen mit einem Elch und dem Crash der Frontscheibe des Tourbusses, sowie den passenden Kommentars des deutschen Busfahrers - bekam sie recht schnell den ironischen Beinamen "Tour Kaputt". Der Rest der durchaus kurzweiligen Geschichte ist übrigens im Booklet nachzulesen. Auch gibt Ober-Flower King Roine Stolt ehrlicherweise zu, dass es sich bei diesem Auftritt, der am 15.November 2007 in "De Boerderij" im holländischen Zoetermeer mitgeschnitten wurde, um eine durchschnittliche Show handelte. Doch trotz dieser ganzen Selbstkritik sind die rund 2 ½ Stunden absolut keine Durchschnittware, sondern immer noch sehr guter Retro Prog Stoff, auch wenn beim Sound gewisse Abstriche gemacht werden müssen. Zwar handelt es sich um die Tour des kurz davor erschienenen Albums "The sum of no evil", welches man auch bis auf den Opener "One more time" komplett spielt. Interessant sind ab vor allem selten gespieltes bzw. neu interpretiertes Material, wie das Instrumental "Hudson River sirens call" oder auch eine leicht abgedrehte Version von "Retropolis". So wird einmal mehr deutlich, dass die Flower Kings gerade im Livekontext eine ganz andere Dimension darstellen. Auch wenn derzeit aus dem Flower Kings Umfeld fast alle Musiker ihre eigenen Projekte am Start haben und gerade Karmakanic eine sehr gute Alternative darstellen, so bleibt doch die Hoffnung, dass man irgendwann mal wieder das Original mit neuem Material zu hören bekommt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2011