CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)
Keith Emerson Band - Moscow
(61:27 + 45:16, earMusic / edel, 2011)
Mit den zombiehaft-endlosen Weitermachversuchen lebender Legenden jenseits der Originalbesetzungen ist das ja meist so eine Sache. Erfreulicherweise liegt der Fall bei Keith Emersons aktueller Formation und ihrer Nachlasspflege für Emerson, Lake & Palmer völlig anders. In der aktuellen Besetzung mit Marc Bonilla (voc, guit), Tony Pia (drms; u.a. Brian Setzer Orchestra, David Lee Roth, Larry Carlton, Van Morrison) und Travis Davis (bss, backing voc) klingt sein Trupp frischer und knackiger als alle Alben der schlimmen letzten EL&P-Jahre zusammen. Von einem bereits 2008 in Moskau aufgezeichneten Konzert zeugt nun diese Doppel-CD mit einem hörenswert neuen Zugang zu Unverzichtbarem aus dem EL&P-Kanon ("Karn evil 9", "Lucky man", "Tarkus") sowie Häppchen vom Album "The Keith Emerson Band featuring Marc Bonilla". Bei den Oldies verblüffen die teils drastischen Neu-Arrangements und die Güte von Bonillas Gitarrenparts, die hier eine tragende Rolle übernehmen. Auf "Keith Emerson Marc Bonilla Glenn Hughes - Boys Club: Live From California 1998" war das noch lange nicht so überzeugend. Gut getan hat dieser Tapetenwechsel gerade dem "Piano Concerto", aber auch die "Fugue" hat profitiert. Das Bartok geschuldete "The barbarian" gewinnt mit einem jazzigen Orgel-Solo, "Tarkus" kommt u.a. durch Synthie-Gitarren-Duelle auf fast 36 Minuten, und "Nutrocker Suite" bildet den idealen Showstopper. Der ganze Spaß ist auch als DVD mit Dolby Digital 5.1 Surround-Sound erhältlich.
Klaus Reckert
© Progressive Newsletter 2011