CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)
Deep Black Sees - Inside outside
(45:25, Rising / Cargo, 2011)
Laut Labelinfo stellt das, was die Italiener hier abliefern, "songorientierten Progressive Metal" dar. Rezensent ist für das hilfreiche Cliché ausgesprochen dankbar, denn die Band packt allein schon in die sieben Minuten des Aufmachers "Wind of pain" eine wie im Hard Rock röhrende Hammond, einen grungig-melancholisch-melodischen Part sowie dessen Konterpart mit Growls, die an Hypocrisy erinnern (genau so hieß übrigens die Debüt-EP). Nachdem das mehrfach fröhlich abgewechselt hat, macht eine nur zu sachten Pianotupfen schmachtende Coda den Sack zu. Halt, doch noch nicht, die vermeintliche Coda entwickelt sich mit beschwingter Akustikgitarre und süßem Kopfstimmengesang wiederum zu einem Stück im Stück entwickeln, das den meisten Bands als Idee für ein halbes Album gereicht hätte. "I liked that" - kaum hat man das gedacht, läuft schon der gleichnamige zweite Track, dessen klarer Gesang, Klaviergerüst und Streicher recht radiotauglich ïrüberkommen, ein Eindruck der auch durch das stets melodisch bleibende abschließende Gitarrensolo nicht gefährdet wird. "Ashes from my eyes" kombiniert Led Zeps "Kashmir"-Streicher-Samples mit wieder dem Growl-Monster, akustischer Gitarre, textfreiem Sphärengesang und einem Coldplay-Piano-Part. Fast wie aus der Garage klingt "Come on", während "Weeping tears" wie erwartbar mehr auf die Tränensäcke, öhm, drüsen, zielt. Beim sich von 3:45 bis zu 7:00, also dem Ende hinziehenden Gitarrensolo bleibt aber auch tatsächlich kein Auge trocken. Das Ding hat soviel Struktur wie Leidenschaft. "Before dying" hat ïwas von Bob Mould und "Soul freedom" lässt sich zehn Minuten Zeit, um alles Vorgenannte nochmal durch den Wolf zu drehen. Prog Metal also? Jein, denn wie stilprägende Speerspitzen wie Dream Theater & Co. Klingen DBS keine Sekunde. Dafür aber nach so ziemlich allem anderen, was "Inside outside" zu einer vergnüglichen bis spannenden Achterbahnfahrt macht. Das muss auch Sylvia Massy (Tool, R.E.M, Johnny Cash, System Of A Down) gefunden haben, die produziert hat.
Klaus Reckert
© Progressive Newsletter 2011