CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)
Accordo Dei Contrari - Kublai
(45:31, Privatpressung, 2011)
Zweimal hatte ich bereits die Möglichkeit, Accordo Dei Contrari live zu erleben. Und beide Male funktionierte der Auftritt nach einem ähnlichen Strickmuster. Nach leicht verhaltenem Beginn hatten sich die Italiener nach mehreren Stücken richtig warm gespielt und immer mehr gewann ihr virtuoser, energetischer Jazz / Progressive Rock an Tempo, Spielfreude und ansteckender Begeisterung im Auditorium. Beim aktuellen Album "Kublai" gibt man hingegen zu Beginn gleich richtig Vollgas, um im weiteren Verlauf einige ruhigere Momente einfließen zu lassen. Das wirkt letztendlich wesentlich packender, da die innere Dramaturgie logischer wirkt und von geschickten Dynamik- und Spannungswechseln durchzogen ist. Keyboards und Gitarre werfen sich die solistischen Themen zu, während der Rhythmus beschäftigt vor sich hintickert. Vor allem durch jede Menge analoge Tastensounds (u.a. Hammond, Fender Rhodes) bekommt die ganze Sache gehöriges Retro Flair und einen sehr warmen Sound verpasst. "Kublai" bietet wie schon der Vorgänger "Kinesis" schwungvollen Jazz Rock, der immer wieder deutlich erkennbare Elemente aus dem Progressive Rock bzw. Canterbury, aber auch orientalische Einflüsse, wie z.B. im über 12-minütigen "Arabesque" in sich vereint. Die Canterbury Inspiration wird zudem noch dadurch verfeinert, dass Szene Urgestein Richard Sinclair mit seiner zerbrechlichen Stimme einen Song verfeinert. Accordo Dei Contrari erfinden hier nichts neu, ähnliche Ansätze kennt man bereits aus den 70ern, dennoch hat ihre Musik Flair, genügend Eigenständigkeit und einen sehr angenehmen, sympathischen Unterton.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2011