CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)

Atto IV - Shattered lines
(56:41, Galileo Records, 2011)

Vielfach funktioniert immer noch die klischeehafte Zuordnung eines Landes, bei der zu erwartenden Stilistik und Atmosphäre einer CD. Bei Atto IV läuft jedoch die zugegebenermaßen recht oberflächliche Erwartungshaltung mit der Realität recht weit auseinander. Wer bei Bands aus Italien nämlich nur pathetische Sinfonik, italienische Lyrik, mediterrane Leichtigkeit oder geschmackvolle Retro Einflüsse erwartet, wird hier eines Besseren belehrt. "Shattered lines" setzt nicht nur auf Gesang in Englisch, sondern auch musikalisch ist die Schnittmenge mehr im modernen Art Rock bzw. melodischen Prog Metal manifestiert. Das hat internationales Niveau, spricht logischerweise eine wesentlich breitere Hörerschaft an und überzeugt inhaltlich durchaus mit mehr als gutem Niveau. Atto IV ziehen nicht als Kreuzritter der Vergangenheit durch allseits bekanntes Terrain, sondern sie sind als Gestalter der Gegenwart zwar dem Gestrigen im Geiste verbunden, haben sich aber dennoch nicht den Blick gegenüber Neuem und vor allem einer härteren Herangehensweise verschlossen. Gerade die Balance aus sinfonischem Prog Metal und atmosphärischen Art Rock funktionieren bestens, alleine Sänger / Gitarrist Valerio Rizzotti fällt mit seinem etwas kraftlos und wenig abwechslungsreichen Organ gegenüber der instrumentalen Power deutlich ab. Damit ist "Shattered lines" ein Album, das instrumental deutlich auf der Gewinnerseite steht, wobei der Gesang jedoch leider nicht ganz dieses Niveau halten kann. Somit ein gutes Album mit Abstrichen, mit einem entsprechenden Sänger ist hier in Zukunft durchaus noch mehr Potenzial vorhanden.

Kristian Selm



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