CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)

Alice In Neverland – Debut
(39:20, Privatpressung, 2011)

Alice in Neverland ist das Projekt des französischen Gitarristen Vincent Fauche, der unabhängig von gängigen Trends in der Rockmusik sein Statement präsentiert. 12 Tracks sind auf der 39 Minuten langen CD, kurze, melancholische Stücke, von akustischer Gitarre und allerlei Keyboards eingespielt. Das Projekt wirkt sehr intim und spannend. Gewiss gibt es keine abstrakten oder verrückten instrumentalen Passagen, dennoch aber kleine und kleinste Überraschungen, die den Songs ihren eigenen Charakter verleihen. Das Handwerk ist gelungen, die Songs sind flüssig und dynamisch, lebhaft und virtuos. Die minimalistische Ballade wirkt ebenso beeindruckend wie symphonische Miniepen, überkandidelte Pianostücke oder elektronisch-sphärische Ambient-Partien. Fauches Stimme ist etwas ins Off gemischt, geht im Klang nicht unter und präsentiert sich gleichwertig der instrumentalen Begleitung. Stets bleibt die Stimmung nachdenklich, manche symphonische Partie lullt mächtig ein, schöngeistige Harmonien und liebliche Melodien machen keinen großen Wind, ziehen ihre Hörer aber mächtig in den Bann. Ein wenig Düsternis ist ebenfalls im Spiel, so wirkt das in sich geschlossen aufgebaute, thematisch runde Album wie aus einem Guss mit elegantem Rahmen. Feine Rhythmusideen und kuschelige Gewittersounds, entspannte Akustikgitarren, Celli und Keyboardschöngeist umwehen den Hörer von allen Seiten lyrisch und einschmeichelnd. Wer ein qualitativ hochwertiges, indes nicht rasant progressives Lyrikalbum für die müden Stunden des Tages mag, wird hier ein winterwarmes und überaus romantisches Werk finden, das nicht nur einmal wohl unterhält.

Volkmar Mantei



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