CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)
Yacobs - Time machine
(40:35, Musea, 2011)
Der Name Yacobs taucht nicht zum ersten Mal im Progressive Newsletter auf. Die ersten drei Soloalben von Ulf Jacobs, der sich kurz Yacobs nennt, sind bereits besprochen worden. Sein neues Werk unterscheidet sich von den Vorgängern dadurch, dass das musikalische Grundkonzept diesmal zu 100 % im klassischen Retro-Prog-Bereich anzusiedeln ist und weniger kommerziell ausgerichtet ist als die Vorgänger. Zum anderen liegt diesmal keine Privatpressung vor, stattdessen ist die Zeitmaschine beim französischen Musea Label erschienen. Im Wesentlichen handelt es sich um ein Soloalbum, denn fast alles wurde von Ulf Jacobs selbst eingespielt. Wer jetzt befürchtet, dass hier ein 1-Mann-Projekt seine Ideen mit programmierten Rhythmen unterlegt, dem sei Entwarnung gegeben. Denn Ulf Jacobs ist gelernter Schlagzeuger, und vielen Lesern sollte auch angesichts seines Mitwirkens bei der exzellenten deutschen Progband Argos bekannt sein, welch hervorragender Drummer er ist. Und das hört man logischerweise auch auf diesem Werk. Doch er spielt nicht nur Schlagzeug und diverse Perkussionsinstrumente, sondern auch die geballte Ladung Retro-Keyboards, unter anderem natürlich das auch schon bei Argos sehr beliebte Mellotron. Gerade die Keyboards machen den speziellen Retro-Sound auf "Time machine" aus und so geht dies weniger in Richtung King of Agogik, das Drummer-Solo-Projekt von H.J. Schmitz, sondern lässt sich in die Reihe anspruchsvoller, melodiöser Symphonik-Retro-Alben einordnen. Auch die Gesangsparts übernimmt Ulf selbst. Zwar kann die Stimme nicht unbedingt als Kaufargument herhalten, aber insgesamt passt es ganz gut zusammen, und mehr noch, in Sachen Gesangsparts darf man Ulf ein gutes Gespür für feine Melodien attestieren. Unterstützt wird er unter anderem von seinen Argos-Kollegen Thomas Klarmann (Bass, Flöte) und Rico Florczak (Gitarre), Gastauftritte haben ebenfalls die Gitarristen Jens Hilgner, Michael Hahn und Daniel Hoffknecht sowie Kari Jacobs (Gesang). Einige Themen tauchen auf dem Album mehrfach auf, die unterschiedlichen Stimmungen und die Art und Weise, wie dies zusammengefügt wurde, macht aus "Time machine" eine richtig runde Sache. Besonders gelungen finde ich die eher verträumten, bisweilen melancholischen, mit feinen Mellotronparts unterlegten Titel. Aber auch so manche Gitarrensoli lassen regelrecht aufhorchen. Sehr schönes Album, leider auch bezüglich der Spielzeit recht "retro", das hätte gerne etwas mehr sein dürfen. Fortsetzung eindeutig erwünscht!
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2011