CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)
TesseracT - One
(54:35, Century Media, 2011)
"Djent" nennt sich eine der neuesten Stilrichtungen im Heavy Metal. Als Vorreiter dieses Genres gelten Meshuggah, die gedämpfte Powerchords und Polyrhythmen in eher ungewöhnlichen Taktarten spielen. TesseracT aus dem englischen Reading fallen ebenso in diese Kategorie, und wenn man ihren Stil etwas plakativ beschrieben möchte, dann kommt man in den eigenen Ausführungen irgendwie auf eine Art modernen, atmosphärischen Prog Metal, der mal komplex, aber genauso sehr sphärisch ausfällt. Gesanglich geht es mitunter etwas überdrehter und brüllend schreiend zur Sache, als Ausgleich wird aber meist richtig "ordentlich" und "clean" gesungen. Die Balance aus vertrackter Technik und ergreifenden Stimmungen funktioniert bei TesseracT perfekt. "One" ist trotz aller Komplexität keine erschlagende Technikschlacht, sondern vereint mächtige Heavy Melodien mit ausschweifender Klangfülle. Trotz aller Heftigkeit hat dieses Album auch so etwas wie eine leichtfüßige Luftigkeit. Die ganze Härte und Virtuosität wurde in einen erhabenen Breitwand Sound gepackt, der zugleich mächtig voluminös, aber auch irgendwie schwebend wirkt. Gelegentlich erinnern TesseracT etwas an Tool, wobei TesseracT jedoch wesentlich mehr auf schwebende Klangflächen und massive Soundwälle setzen. Zentrales Kernstück des Albums ist das über 27-minütige, in sechs Parts aufgeteilte "Concealing fate", wobei sich aber auch das restliche Material keineswegs dahinter zu verstecken braucht. Es ist vor allem die vielschichtige und leicht melancholische Stimmungstiefe, die zusammen mit der metallischen Härte eine ganz eigene Faszination ausübt. Ist man einmal in die eigene Welt von TesseracT eingetaucht, so wird man nur äußerst schwerlich von ihr losgelassen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2011