CD Kritik Progressive Newsletter Nr.72 (97/2011)

Riverside - Memories in my head
(32:33, Progteam, 2011)

Endlich wieder neues Material von Riverside! Stilistisch retrospektiv, jedoch in aktuellem Soundgewand präsentiert sich "Memories in my head" als Mittler zwischen den Alben der Trilogie und dem recht hart geratenen letzten Longplay - Output der Band. Neues ist demnach auf der EP nicht anzutreffen, aber einige spürbare Veränderungen zeigen sich doch im Verlauf der Hörreise. Dudas Gesang hat mehr Druck, mehr Drama und kommt vor allem variantenreicher beim Hörer an. Und Lapajs Keyboardspiel wird zunehmend Hammond-lastiger, die "Schweineorgel" wird (nicht nur live) dominanter. Die drei Longtracks gehen ineinander über, wodurch eine Art "Einheitsstimmung" erzeugt wird. Der Fairness halber muss angemerkt werden, dass musikalisch weder Anfang noch Ende das große Erlebnis darstellen, denn die Einleitung zu "Goodbye sweet innocence" ist mit knapp drei Minuten recht lang(weilig) ausgefallen und ähnlich verhält es sich mit dem Schlussteil von "Forgotten land". Das hätte etwas griffiger sein dürfen. Atmosphärische Dichte erschaffen allerdings auch diese Passagen allemal, so dass es hierfür nur leichte Abzüge gibt. Kernstück der EP und im Songwriting am besten gelungen ist eindeutig "Living in the past", das alle Riverside-Tugenden besitzt und sicher auch deshalb bereits jetzt zum festen Bestandteil der Live-Performances der Band gehört. "Forgotten land" dient übrigens nebenbei als Promotion Song für das Computerspiel "The Witcher 2". Gehen Riverside jetzt neue multimediale Wege? Da zwischen den Songs qualitativ insgesamt nur geringfügige Unterschiede auffallen, möchte ich von einem gelungenen Intermezzo der Band sprechen. Der Kauf lohnt nicht nur für ausgesprochene Riverside-Fans. Rückschlüsse auf Stil und Qualität eines späteren Albums können allerdings nicht gezogen werden.

Jürgen Wissing



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