CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

Le Orme - Live in Rome / Official Bootleg
(38:34, Sonny Boy, 2010)

Es ist ein schmaler, gefährlicher Grat, wie lange es Sinn macht, nur die eigene Historie zu bewahren oder wann es einfach an der Zeit ist, das eigene Erbe ruhen zu lassen. Nach dem Ausstieg von Aldo Tagliapietra, immerhin Sänger, Bassist, Gitarrist und Gründungsmitglied von Le Orme, schien auch für die italienische Prog Legende der Zeitpunkt gekommen zu sein, endgültig Abschied zu nehmen. Doch Schlagzeuger Michi Dei Rossi, das letzte ebenfalls noch an Bord befindliche Gründungsmitglied entschied sich für eine Fortführung der eigenen Vergangenheit. Somit verpflichte man u.a. Jimmy Spitaleri, immerhin der Frontmann der Italo Prog Legende Metaformosi, um Le Orme fortbestehen zu lassen. "Live in Rome" dokumentiert nun, wie diese neue Zusammenarbeit im Livekontext funktioniert. Von der Setlist verlässt man sich vor allem auf die Klassiker der Vergangenheit. Spielerisch gibt es da absolut nichts zu meckern, auch wenn der ausdrucksstarke Gesang von Jimmy Spitaleri doch einen recht krassen Gegensatz zur eher gefühlvollen, ruhigen Stimme von Aldo Tagliapietra bietet. Natürlich funktioniert auch das etwas überarbeitete, aber trotzdem zeitlose Material der 70er immer noch ganz gut, doch letztendlich beschleicht einen mehrfach das Gefühl, hier nur einer mehr als ordentlich eingespielten und gut geölten Coverband zu lauschen. So bleibt zum guten Schluss ein eher zwiespältiger Eindruck zurück und sicherlich auch berechtigte Zweifel, ob man für etwas weniger als 40 Minuten Musik Geld ausgeben soll, wenn man doch auf die wesentlich gehaltvolleren Klassiker zurückgreifen kann bzw. die 2008er DVD / CD Box "Live in Pennsylvania" doch wesentlich mehr Gehalt fürs Geld bietet.

Kristian Selm



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