CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)

Magic Pie - The suffering joy
(70:53, Progress Records, 2011)

Es muss ein bisschen nerven, ständig mit Flower Kings und Spockïs Beard verglichen zu werden. Zugegeben, es bestehen Ähnlichkeiten, auch in Hinblick auf das Cover (siehe "Snow"-Album), doch Magic Pie aus Norwegen haben bereits mit dem ersten Album "Motions of desire" einen recht eigenständigen Sound zusammengezimmert, den sie zum Glück auch weiterhin pflegen. Eingängig riffender Hardrock und lässig verspielter Progressive Rock sind die bestimmenden Faktoren in der Musik von Magic Pie. Dabei bringen sie noch leichte Folk- und Blues-Anklänge mit ins Spiel. Flirrende und hartkantige Gitarrenriffs, rasant röhrende Hammondläufe, und eine kernige Rhythmusarbeit treiben die neuen Songs wieder mächtig nach vorne. Markantes Stilmittel ist dabei die oftmals kurz und schnell hintereinander angeschlagene Gitarre, die dann meist von parallel gespielten Pianoläufen begleitet wird. Harmoniegesänge, gefühlvolle Gitarrenparts und weiche Keyboardteppiche versuchen manch nervöse Stimmung zu entschärfen und den Stücken Halt zu geben. Dass dies nicht immer funktioniert, ist Absicht und gut so. Denn der Magic Pie-Sound lebt nicht nur von schönen Melodien, sondern eben auch von diesem Spannungsverhältnis. Der vielfarbige Longtrack "A life's work" mit fast 25 Minuten ist dafür ein Paradebeispiel. Schade, dass sie dieses Niveau nicht über die komplette Distanz halten können. Zum Schluss noch etwas zum Gesang, denn da hat sich die Band um einige Prozent verbessert. Eirikur Hauksson, der neue Solo-Sänger, passt ideal zur Band, seine Stimme ist angenehm warm timbriert, farbreich und klangvoll. Der mehrstimmige Gesang ist wie immer sehr harmonisch, klingt aber insgesamt differenzierter und weiter gefächert. Hier gefallen die geschickt eingestreuten Frauen-Vocals besonders gut. Fazit: Magic Pie haben mit "The suffering joy" ein gutes bis sehr gutes Album abgeliefert, das ausgefeilte Arrangements, prägende Melodien, technische Raffinessen und furiose Tempowechsel gekonnt miteinander verbindet.

Andreas Kiefer



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