CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)
FiDOplaysZAPPA - Too big to fail
(67:45, Czar Of Crickets, 2011)
Dieser Albumtitel ist wirklich wörtlich zu nehmen. Die Musik von Frank Zappa ist einfach zu großartig, als dass man mit ihr scheitern könnte. An ihr zu scheitern ist hingegen wesentlich einfacher. Doch FiDOplaysZAPPA spielen bereits seit einigen Jahren die Musik des großen Meisters auf ihre Art nach und ziehen sich dabei hervorragend aus der Affäre. Die zehn tollkühnen, wahnwitzigen Männer aus dem beschaulichen Basel begehen auf diesem Album nämlich nicht den Fehler, das Repertoire 1:1 zu reproduzieren, sondern wagen vielmehr einen akustischen Ansatz mit neuen Arrangements und genügend Augenzwinkern. Akustisch bzw. "Unplugged" bedeutet aber keineswegs lasche, stromlose Interpretationen, sondern die Bläser geben kräftig Gas und auch mit Klavier und den akustischen Varianten von Bass & Gitarre kann man noch jede Menge Vertracktes und Versponnenes ersinnen. So wird hier nicht nur ein Streifzug durch jede Menge All-Time Favorites aus Zappa's Oeuvre wie z.B. "Montana", "Sofa No.2", "More trouble every day" oder "Camarillo Brillo" unternommen, vermischt mit gerne gehörten Songperlen wie "Don't eat the yellow snow" oder "St.Alphonzo's pancake breakfast"" sondern das Material wird neu ausgerichtet, leicht justiert und so verbogen, dass man immer noch seine Ursprünglichkeit erkennen kann. Trotzdem sind FiDOplaysZAPPA gut genug, ihre eigenen Duftmarken zu hinterlassen, nicht als platte Zappa Kopisten oder blasse Nachahmer durchgehen zu müssen. Die akustischen Einspielungen, die irgendwo zwischen luftigem Jazz, poppiger Schrägheit, flotten Improvisationen und zappaesker Genialität wandeln, sind gleichzeitig das Treffen mit einem alten Bekannten, der aber trotzdem mit seinem neuen Outfit immer noch recht cool ausschaut. Einmal mehr wird offenbart, welche zeitlose Magie das Songmaterial des leider viel zu früh verstorbenen Querdenkers besitzt. Und zwar genau dann, wenn man es richtig interpretiert und nicht nur am Vorbild kleben bleibt. Denn "Zappa bleibt Zappa", ohne dass es dabei etwas komisch riechen muss.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2011