CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Mahavishnu Re-Defined 2
(65:24 + 73:01, esc Records, 2010)

Mahavishnu Re-Defined Teil Zwei ist ein ebenso exzellentes Album wie der erste Teil. Auf zwei randvollen CDs sind 25 Songs versammelt, die entweder aus der Feder John McLaughlins, des Gitarristen, Vordenkers und Chefs des Mahavishnu Orchestras, stammen, der Band und ihrem Meister gewidmet sind oder aus der Inspiration fließen, die das Mahavishnu Orchestra den hier beteiligten Künstlern vermittelte. Viele namhafte Musiker sind beteiligt, in solistischer Arbeit, in ihren Bands oder Bandprojekten: Gregg Bendian, Nels Cline, Helmut Hattler, Gary Husband, Michael Manring, Frank Martin, Walter Martino, Steve Vai - viele weitere nicht weniger inspirierte und handwerklich-technisch erlesene Musiker. Jedem Song und seinem Interpreten ist im umfangreichen Booklet Raum eingeräumt, ein kurzer historischer Abriss des Werdeganges des Musikers/der Musiker/der Band samt technischer Angaben und Adressen ihrer Webseiten + Bild, so macht sich bewusst, wie stark nach wie vor der Einfluss der großartigen Band und ihres Komponisten / Erfinders ist. Jazz, Jazzrock, Hardrock, indische Klänge, die Shakti und Mahavishnu Orchestra zu vereinen scheinen, dicht am Vorbild Gehaltenes, sich nur kompositorisch oder Gitarrentechnisch Orientierendes, Bop-Nahes, Akustisches, Elektrisches, Esoterisches, Lyrisches - was die Bands aus dem Einfluss machen, ist vielfältig und nicht in jedem Fall miteinander vergleichbar. Deutlich zu spüren ist die hohe Qualität einer jeden Einspielung, noch deutlicher, dass nicht ein Nachfolger dem Vorbild auf Augenhöhe begegnen kann. Kein Wunder, Klassiker sind nur deshalb Klassiker und großflächige Inspiration, weil sie einzigartig sind. Weil ihre Qualität über die der Masse weit herausragt. Und doch: alle Beteiligten sind großartige, erlesene, inspirierte Künstler. Und ein Jeder ist ein Jünger des Mahavishnu Orchestras, zumindest auf dieser CD. Alle blicken mit ihrem Opfer zu ihrem Stern auf. Einer der beeindruckendsten Tracks auf dem 2CD-Sampler ist Jerry Goodmans "I wonder" in der Version des Multiinstrumentalisten Mychael Pollard, der sämtliche Instrumente (vor allem Tasten) selbst gespielt hat und dem Song eine neue, eigene Tiefe gibt. Das gesamte Album ist ein echter Hinhörer und wird die hungrige Meute der McLaughlin Fans erfreuen. Konservative Fans werden natürlich die Nase rümpfen, aber die dürfen grundsätzlich sowieso nur die Originale hören, weil jeder Nachfolger in ihren Augen versagen muss. Hier versagt nichts!

Volkmar Mantei



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