CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

InVertigo - Next stop vertigo
(52:28, Progressive Promotion, 2010)

InVertigo - keine auf vergilbten Filmrollen entdeckte Hitchcock-Rarität. Nicht das verflossene australische Rockquartett. Und schon gar nicht die berühmt-berüchtigten Achterbahnen. Sondern die ProgRock-Band aus dem Gelsenkirchen, Rock City. Unbekannt? "Next stop vertigo" bietet sechs prima Gründe, diese Ruhri-Rocker kennenzulernen. Vom Label zwischen Art Rock und Neo Prog verortet, wird die Band u.a. Fans von Marillion, Pendragon oder Satellite empfohlen. Und von Sylvan (für die man mal eröffnete) möchten wir nach dem Belauschen von "Vertigo" noch hinzufügen dürfen. Jedenfalls können die beneidenswert wandlungsfähige Stimme von Sebastian Brennert und die betont melodischen Linien von Gitarrist Jacques Moch durchaus entsprechende Assoziationen wecken. Nach betulichem Einstieg erinnert dann der Mittelteil von "The Night" mit seinem satten Unisono-Riff inklusive Orgel an Manfred Mann's Earth Band zu seligen "Don't kill it carol"-Zeiten. Beim Longtrack "Special" lassen Brennert und Keyboarder Michael Kuchenbecker Reminiszenzen an Andy Tillison auftauchen, allerdings singt Brennert deutlich sicherer. Nimmt man die Gilmour-verdächtige Gitarrenarbeit von Moch und die hörenswert erzählte Story hinzu, ergeben sich zwölf Minuten starkes musikalisches Minidrama. Funkig federnd bis kribbelig dann wiederum "Take your time" und zwischen melancholischem Intro, AOR-Wohlklang und rockig verzerrten Telefonstimmen die "Night on Broadway". Die auffallend differenzierte Schlagzeugarbeit von Andre Lente und das sogar jazzig beschlagene ("Saturday evening") Bassspiel von Matthias Hommel tragen beeindruckend zu diesem facettenreichen Debüt bei.

Klaus Reckert



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