CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)
Acute Mind - Acute Mind
(41:18, Electrum Productions, 2010)
Angenehme Überraschung: Die erste CD dieser polnischen Newcomer schielt so gar nicht in Richtung Riverside oder auch auf Quidam, für die sie mehrfach Konzerte eröffneten. Stimmlage und Vortrag von Sänger und Neuzugang Marek Majewski rufen vielmehr kräftige Reminiszenzen an Styxens Dennis DeYoung und James Hopkins-Harrison von Lake hervor. Dieser junge Mensch gäbe wohl auch einen prächtigen Jesus in einer Neuinszenierung von "JC Superstar" ab. Neben seinem wirklich hörenswerten Gesang gehören noch die gediegenen Fähigkeiten der beiden Gitaristen und Bandgründer Arkadius Piskorek und Pawel Ciuraj sowie generell die Piano-Parts zu den unverkennbaren Meriten. Auch das Digibook mit achtseitigem Booklet gilt es zu loben - obwohl ausgerechnet das Cover-Artwork leider wie von einem Migräneanfall sabotiert wirkt. Auf der Negativseite gibt es neben einer gewissen Gleichförmigkeit des fast durchgängig in mittlerem Tempo gehaltenen Materials und manchen Keyboard-Sounds auch die Schlagzeug-Beiträge, zumindest aber den bedauerlich schlecht abgenommenen Drumsound zu vermerken. Kann man davon abstrahieren, ist das titellose Opus ein beeindruckendes Debüt mit überwiegend starken Melodien, die häufig schlicht ins Radio gehören - allen voran die Elegie "Misery" und das schwelgerische "Prophecy" mit seinen singenden Gitarrenlinien. Dass man grundsätzlich durchaus auch Prog Metal draufhat, beweist das knapp siebenminütige Instrumental "Faces". Vielversprechend.
Klaus Reckert
© Progressive Newsletter 2010