CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Ark - Wild untamed imaginings
(54:34, ProgRock Records, 2010)

Ark wurden bereits 1986 durch Tony Short, Pete Wheatley and Steve Harris in der Nähe von Birmingham gegründet. Im frühen Lineup der Band fand sich dann auch ein gewisser John Jowitt (IQ, Arena, Frost*, diverse Projekte) wieder. Bis 1995 konnte man keine all zu nachhaltigen Erfolge feiern. Ein Festland-Konzert mit It Bites hier, eine Mini-Tour mit IQ dort... Zwischendurch gab es Kassetten-Veröffentlichungen und miserabel aufgenommene und produzierte EPs. Das einzige "richtige" Album der Band datiert aus 1993, heißt "Spiritual physics" und hat mit den "klassischen" Ark dann auch nicht mehr ganz so viel zu tun... Diese Vorgeschichte ist notwendig, wenn man die Veröffentlichung von "Wild untamed imaginings" verstehen will. Diese Scheibe ist nämlich ein auf Vordermann gebrachtes Hit-Album der Briten. Man darf sich das vermutlich so vorstellen; John Jowitt ist einmal mehr gelangweilt von dem (Un)Tempo, in dem IQ am neuen Album arbeiten, trifft sich mit Steve Harris im Pub und beide kommen auf die Idee, die alten Ark-Kracher endlich in einem gebührenden Soundgewand aufzunehmen. Man ruft die Kerntruppe zusammen, leiht sich Drummer Tim Churchman von Darwin's Radio aus und ab geht die wilde Fahrt. Auf "Wild untamed imaginings" finden sich somit sechs bereits veröffentlichte Stücke, sowie fünf Stage-Favourites der Band. Alles ist natürlich neu aufgenommen worden und erstrahlt in neuem Glanz. Dabei hat man dafür gesorgt, dass die Stücke ihre Identität bewahren und ganz so klingen, wie sie ursprünglich gemeint waren. Was machen Ark für Musik? Hardrock, klassischen, spielfreudigen Hardrock! Man hat sie in den 80ern gerne als "harte Marillion" verkauft, das war aber damals schon Quatsch und heute sieht das auch nicht viel anders aus. Dennoch hielt sich die Band hartnäckig im Umkreis der NeoProg-Combos jener Jahre auf und verließ diesen Pfad erst mit "Spiritual physics", welches quasi ein Vorbote des New Artrock war. Die vorherigen EP's waren dagegen deutlich verspielter, teils mit folkloristischen Anklängen, manchmal mit "Rush-Rhythmik" versehen, es gab britisch-skurrile Texte und gelegentlich Flötentöne von Sänger Ant Short - nach meinem Dafürhalten der beste Peter-Gabriel-Soundalike der gesamten Musikszene. Besonders typisch für den Ark-Sound waren Gitarrensynthies, die gelegentlich Quietsch-Sounds boten und somit wohl den Kreis zum Neo Prog schliessen. Eben jenen Sound bieten Ark natürlich auch auf ihrem neuen Album. Edler, sauberer produziert (was kaum schwer gefallen sein dürfte, denn die alten Aufnahmen sind im Grunde ein Witz), leicht verändert aber dennoch unverkennbar Ark in Reinform. Mir persönlich ist das ein bisschen zu glatt gebügelt. Man kennt das ja; wenn man Alben mit all dem Gekratze und Gewummer in- und auswendig kennt, dann fehlt den Neuaufnahmen irgendwie die Ausstrahlung. Bei meiner Liebesbeziehung zu Ark ist das ganz besonders ausgeprägt. "Die EP's klingen Scheisse, aber das muss auch so!" Dies sollte dennoch keinen Freund von verspieltem, leicht symphonischen Hardrock abhalten, diese schöne Platte zu kaufen. Irgendwie strahlt diese Band eine ganz eigene Identität aus, welche immer wieder unterschwellige Rückbezüge auf die 70er und 80er zulässt, dennoch anarchisch, fast punkig rüberkommt. Klar, da werden NeoProg-Klischees bedient. Hier ein Kinderchor, dort ein Break, dann wieder eine "Keyboard"-Solo... Doch insgesamt strahlt die Band eine natürliche Spielfreude aus, die rockt, die einfach mitreißt. Für Bands wie Ark müsste man den Begriff HardProck erfinden.

Fix Sadler



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