CD Kritik Progressive Newsletter Nr.6 (12/1995)
Sillfeed - Open the door of illusion
(47:17, Studio Support, 1994)
Aus dem Land der aufgehenden Sonne erreichte das europäische Festland ein Werk, das eher durch Verwirrung und Etikettenschwindel überzeugt. Dies fängt schon mit dem Titel des Albums an. Auf dem Booklet steht "The beauty of the legend", an der Seiten jedoch "Open the door of illusion". Desgleichen steht unter dem Gruppennamen die kühne Ankündigung: Progressive Hard. Was dann folgt, na ja, da wollte man nach mehr klingen, als man eigentlich kann. Noch in Ordnung ist, wie bei den meisten Nipponscheiben, die Produktion. Aber dann kommt leider eine ganze Reihe von Mängeln die das Werk inhaltlich doch in der Wertung deutlich zurückfallen lassen. Zuerst mal der grauenvoll hohe, zusätzlich noch leicht falsche Frauengesang. Okay, vielleicht entspricht dies dem japanischen Standard und meine westlichen Ohren sind nur nicht tolerant genug, aber da habe ich schon wesentlich Besseres, auch aus Japan, gehört. Was da in Landessprache und einigen englischen Sprachfetzen geboten wird, ist eher zum Weghören geeignet, denn zum Nochmalhören und intensiver Beschäftigung mit diesem Gesangsphänomen. Leider ist die Musik auch nicht gerade berauschend, womit ich schon beim Etikettenschwindel wäre, denn Progressive Hard steht drauf, ist aber nicht drin. Progressive kann man ja noch, wenn man beide Augen kräftig zudrückt, durchgehen lassen, wobei es ehrlicherweise eigentlich Melodic Rock ist, aber Hard? Etwas härtere Gitarren, einige Breaks, aggressivere Zwischenparts, sollen diesen Eindruck erwecken, aber es wirkt irgendwie aufgesetzt, nur um den eigenen hohen Ansprüchen zu genügen, eigentlich ist dies bestenfalls Melodic Rock mit härteren Elementen. Deswegen sollten sich nur hartgesottene Sammler japanischer Prog-Bands dieses Machwerk zulegen. Doch ob sie es mehr als einmal anhören wollen, bezweifele ich. Insgesamt für den europäischen Geschmack zu teuer und relativ überflüssig.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1995