CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Erik Norlander - The galactic collective
(79:02, Think Tank Media, 2010)
Eigentlich steht bei Erik Norlander zu Hause jede Menge analoges Keyboardarsenal herum (ein Blick auf die Startseite seiner Homepage genügt), doch warum der kalifornische Tastenvirtuose gerne mal auf billig wirkende Fanfarensounds à la Emerson, sowie klebrige Synthiesounds in schlechter Wakeman Manier zurückgreift, wird wohl immer sein ganz großes Geheimnis bleiben. Doch glücklicherweise bekommt man auf "The galactic collective" ebenfalls genügend klassische analoge Sounds (Moog, Hammond) geboten, die die gelegentlichen klanglichen Geschmacksverirrungen wieder relativeren. Das Material auf diesem Album ist eine Art Rückblick und Aufbereitung der eigenen Historie, denn Erik Norlander hat einfach 11 Instrumentals, die er für die Rocket Scientists, Lana Lane und seine Soloalben geschrieben hat, nochmals leicht überarbeitet im Studio neu eingespielt. Zusammen mit Bassist Mark Matthews, Schlagzeuger Nick LePar, Gitarrenparts u.a. von John Payne bzw. Mark McCrite, sowie einigen lautmalerischen Gesangeinlagen von Lana Lane und John Payne wurde das Material auf den neuesten Stand gebracht, wobei Erik Norlander einmal mehr in elegischem, melodischen Retro Prog Bombast schwelgt. Das ist durchaus unterhaltsam anzuhören, sofern man mit einem gewissen klanglichen Overkill leben kann, doch wird zuweilen eben einfach versucht, durch zu viel epischen Soundpathos geschickt kompositorische Mängel zu vertünchen. Klar klingen für Keyboardfetischisten analoge Sounds zum Reinknien gut, doch wenn die Melodien und Notenfolgen eben zuweilen recht einfach und vorhersehbar gehalten sind, dann ist eben doch nicht alles gut. Anhänger der letzten Veröffentlichungen aus dem Hause Norlander / Lana Lane können wohlwollend über solch kritischen Bemerkungen hinwegschauen, aber mehr kompositorische Substanz hätte hier sicherlich nicht geschadet.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010