CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Nick Magnus - Children of another god
(49:55, Magick Nun Records 2010)
Der Mann hat in fast 35 Jahren Musikgeschäft einiges erlebt - zum Beispiel mindestens vier Karrieren mit The Enid, Steve Hackett, Autumn, und als Solist. Zudem unterstützte er unzählige Projekte und Künstler wie: Renaissance, Brian May, Mike Batt, Chris Rea und mehr, als Keyboarder, Produzent oder Komponist. Und genau so reif, abgeklärt, und souverän klingt auch dieses vierte Studioalbum. Zugegeben, ein bisschen skeptisch ist man schon, wenn Keyboarder fast im Alleingang Soloalben einspielen. Mit Linda John-Pierre, Tony Patterson, Pete Hicks und Andy Neve holte sich Nick Magnus eine permanente Gesangsverstärkung ins Studio, während Glen Tollet (Bass), sowie die beiden Gaststars Steve und John Hackett nur einmalig in Erscheinung treten. Den Rest arrangierte Nick über Synthesizer und Computer. Dennoch klingt das Ganze nicht synthetisch oder unrealistisch, es ist erstaunlich, wie nah man mit heutiger Elektronik und Soundtüftelein an echt gespielte Instrumente drankommt. Trotzdem, mit dieser Tatsache kann ich mich nur schwer anfreunden. Musikalisch bietet Nick Magnus eine eher gefühlvolle, symphonische Variante aus ArtPop und ArtRock mit leicht orchestralem Charakter, dem gezielt durch klassisch progressive Elemente die notwendigen Kontrapunkte gesetzt werden. Das bringt das richtige Maß an Abwechslung für manch übertriebene Melodiedudelei. Was ebenfalls sehr zum Vorteil ist, sind die äußerst vielfältigen und gekonnten Gesangsdarbietungen, die sich zudem auch mal in elektronisch verzerrte Gesänge verwandeln. Ansonsten baut Nick recht entspannte Klanglandschaften auf, lässt seine Keyboards oder Synthesizer-Gitarre hoch über dieser symphonischen Klanglandschaft wimmern, klagen, aufsteigen und abstürzen. Eine Art gelassene, fast schon heitere Melancholie verströmt diese Musik, auch wenn gegen Ende der CD diese Qualität etwas verloren geht, da hier mehr die hymnischen, balladenhaften Register gezogen werden. Und dennoch: Ein künstlerisch starkes Album, das Nick Magnus da aus dem Ärmel geschüttelt hat.
Andreas Kiefer
© Progressive Newsletter 2010