CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)

Harvest - Underground community
(56:05, Red Phone Records, 2009)

Der Grat zwischen gut gemachter Rock / Pop Musik und seichter Belanglosigkeit ist schmal, das hat die Musikgeschichte immer wieder bewiesen. Harvest aus Spanien bzw. Italien gelingt mit ihrem Erstling dieser Balanceakt. Manches Stück ist hart an der Grenze, eines sogar darüber, doch insgesamt ist "Underground community" ein sehr akzeptables Album. Es enthält 13 Songs, die sich mit einer Mischung aus Pop, Rock, Indie, mit leicht folkigem Unterton, nicht schon beim ersten Hören verschleißen. Dafür sorgt u.a. ein natürlich und nuancenreiches Klangbild. Die Musik klingt leicht, luftig, sinnlich und irgendwie entspannend. Meist liegen die Kompositionen im Mid Tempo-Bereich und haben eine sehr zurückhaltende, aber homogene Dynamik. Locker gezupfte oder floydisch schwebende Gitarren sind in ruhige, atmosphärische Keyboards eingebettet. Bass und Schlagzeug arbeiten recht dezent und ohne große Schnörkel zusammen. Und über allem schwebt Moniques wunderbare und unaufdringliche Stimme, die einfach nur eine Wohltat für die Ohren ist. Gelungen ist auch der Marillion-Coversong "Waiting to happen" - gefällt mir sogar deutlich besser als das Original. Wer allerdings Alben nur dann mag, wenn dort unerwartete Stilvariationen überraschen und gewagte Musik-Experimente schockieren, der sollte bei dieser Platte nicht unbedingt zugreifen. Ansonsten überzeugt die Band durch eine unaufdringliche Leichtigkeit von Musik und Gesang, wie sie in diesem Bereich nur noch selten zu finden ist.

Andreas Kiefer



© Progressive Newsletter 2010