CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Algernon - Ghost surveillance
(51:06, Cuneiform Records, 2010)
Bei Scheiben aus dem Hause Cuneiform muss man ja öfters die Ohren stark anlegen oder schwer verdauliche Schrägheit mit ganz großen Löffeln gegessen haben. Nicht so bei Algernon, die im Gegensatz zum sonstigen Programm des amerikanischen Labels recht zugänglich und fröhlich wirken. Doch Vorsicht, natürlich spielt die U.S. Formation Algernon keine Allerweltsmusik, aber ihr leicht melancholischer, fast schon skandinavisch geprägter Art / Jazz Rock kommt über weite Strecken äußerst locker und dazu auch noch irgendwie ansteckend verspielt in die Gänge. Mit sehr viel Vibraphon entsteht ein weiches, leicht schwebendes Klangbild, das im satten Wettstreit mit ein bis zwei kratzbürstigen Saitenakrobaten steht und auch gelegentlichem Theremin Gewimmer und Elektronik / Ambient Einlagen entgegenwirken darf. Der stilistische Wettstreit zwischen anspruchsvollem, druckvollem Rock aus den verschiedensten Jahrzehnten (von Krautrock bis hin zu Art und Post Rock) und luftigen Jazz Sprenklern wirkt nie zu verkopft, auch der Schrägheitsfaktor verläuft noch in einigermaßen geordneten Bahnen. Algernon verstehen es, die beiden Gegensätze Ruhe / Besinnlichkeit und wütende instrumentale Aufschreie in stets aufgerautes Fahrwasser mit leichtem Wellengang ohne Kentergefahr zu steuern. Auch wenn die ganz großen Aha-Effekte ausbleiben, ein wirklich gutes, inhaltlich interessantes Album ist "Ghost surveillance" damit auf jeden Fall.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010