CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Brown vs. Brown - Odds and unevens
(47:31, Cuneiform Records, 2010)
Waren die vorher vorgestellten Algernon noch Cuneiform-"untypisch", so rücken Brown vs. Brown den Ruf des Labels wieder ganz schnell zurecht. Quirlig, nervös, bisweilen schräg und ziemlich unvorhersehbar unkalkuliert werden hier die Töne in Schwingung gebracht. Brown vs. Brown widerlegen damit ein anderes Vorurteil, dass nämlich aus Holland nur vorherrschend eher weiche, harmonische Musik kommen muss. "Odds and unevens" ist geprägt von Songs mit innerlichen Brüchen, bei denen vor allem das Saxophon einen steten Wettstreit gegen jaulende Gitarren und vor allem einen aggressiven Holper Rhythmus mit ständigem Schluckauf führt. Harmonie und Melodie haben hier fast komplett Pause, eher attackiert man avantgardistisch moderat Rock- und Jazz Rock Strukturen. Obwohl die Musik von Brown vs. Brown oftmals auf erkennbare Muster mit Wiedererkennungswert verzichtet, geht es hier rhythmisch und inhaltlich doch erstaunlich geerdet und nachvollziehbar zu. Jedoch eben immer nur für einen gewissen Augenblick, denn dann folgt ein erneuter Umschwung, um quietschig atonal ins Saxophon zu blasen oder eine einigermaßen sanfte Passage einzustreuen. Es bleibt ein gemischtes Gefühlschaos aus Bewunderung und Angestrengtheit. Aufregend und anders sind Brown vs. Brown durchaus, vor allem da sie nur wenig den bekannten Konventionen gehorchen. Ein roter Faden zum verständnisvollen Entlanghangeln bleibt jedoch oftmals auf der Strecke, was die Erschließung dieses Albums auf Dauer nicht gerade einfach macht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010