CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)

Anubis - 230503
(69:31, Privatpressung, 2009)

Neben den weiter hinten im Heft vorgestellten Closure In Moscow bevölkert mit Anubis eine weitere interessante Band aus Australien diese Ausgabe. Die Formation aus Sydney kommt zwar eindeutig aus dem Alternative Rock Bereich, doch überaus geschmackssicher und originell wird sich aus dem progressiven Füllhorn bedient. Das reicht von wunderbaren, analogen Keyboardklängen (Mellotron, Orgel), auch wenn Anubis mehr von den Gitarren dominiert werden. Es geht weiter mit teils experimentellen Zwischenparts und reicht hin bis zu sinfonischen, ausladenden Passagen, wobei man auch immer wieder Platz für besinnliche Momente als inhaltliche Ruhepole findet. Doch vor allem verfügt die Musik an einigen Stellen über einen völlig klischeefreien Drive, der irgendwie ansteckend wirkt. Anubis sind keine Band, die offensichtlich auf die Vergangenheit schielen, sie klingen weitgehend aktuell und modern, auch wenn man ganz genau merkt, dass die musikalische Inspiration aus einem ganz anderen Jahrzehnt kommt und gerade die Keyboardbegleitung klanglich im Progressive Rock bzw. den 70ern zu Hause ist. Auch verfügen manche Passagen über eine schwelgerische, leicht neo-proggige Schlagseite, trotzdem gelingt Anubis eine gute Balance aus ausladender, melodietrunkener Sinfonik, dramatischen Wendungen und eben aufrüttelnden, alternativen Gitarrendrive. Daneben findet die Band auch mal Gefallen an ein paar Takten Ska oder verdrehtem The Mars Volta Charme. Trotzdem sind Anubis vor allem im zugänglichen Bereich zu Hause und überfordern den Hörer keineswegs mit zu experimentellen Ausflügen. Musik vom fünften Kontinent, der auch in unseren Breiten eine Chance verdient.

Kristian Selm



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