CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)
TNVVNüM - Ouroboros
(44:34, Privatpressung, 2009)
Die estnische Band mit dem unaussprechlichen Namen TNVVNüM (was als Abkürzung für Tõele Näkku Vaadates Võib Näha Ükskõik Mida steht und als lose Übersetzung "Wenn man sich der Wahrheit stellt, kann man alles sehen" bedeutet) veröffentlichte Ende letzen Jahres ihr zweites Album, sowohl als schmuckes Digi-Pack, wie auch in digitalem Format. Nachdem man bereits in der Heimat einige gute Kritiken einheimsen konnte, ist man nun auf der Suche nach internationaler Reputation, um möglicherweise im Sommer in unseren Breiten auf Tour gehen zu können. Das Quintett betrachtet sich selbst als Progressive / Post Rock Band, wobei diese Selbstbeurteilung zwar die Sache nicht so ganz auf den Punkt bringt, denn unschwer ist eine sehr starke Schlagseite hin zum Psychedelic Rock zu erkennen. Am offensichtlichsten wird dies bei der fast ständig präsenten Quietscheorgel, die sehr starkes Swinging 60s Feeling aufkommen lässt. Die meist leicht verzerrt gespielte Gitarre, sowie die meist im lockeren Mid Tempo gespielten Stücke, verstärken diesen Eindruck noch zusätzlich. Bis auf die letzten beiden Stücke verzichtet man zudem komplett auf Gesang, sondern setzt in den zwischen 3-6-minütigen Songs vor allem auf psychedelische Kraft und Atmosphäre, lässt sich langsam treiben, hin und wieder durchbrochen von dynamischen Ausbrüchen. Trotz des fast komplett instrumentalen Ansatzes sind die Stücke gut und prägnant strukturiert, funktioniert die facettenreiche Interaktion im leicht anarchischen Garagen Flair zwischen Gitarre und Orgel bestens, treibt der Rhythmus die Songs kompetent voran. Ob dennoch der fromme Wunsch in Erfüllung geht, mit diesem Album eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, bleibt abzuwarten. Bei den einschlägigen Psychedelic Festivals hätte diese Band aber auf jeden Fall eine Chance verdient.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010