CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)

Terminal - Tree of lie
(49:50, Revolution Records, 2010)

Revolution Records stilisiert dieses Album als "New Metal". Tja, was ist nun "New" an diesem Metal bzw. ist das alles denn überhaupt noch Metal? Sicherlich wird hier viel Metallisches aus den verschiedensten, eher modernen Subgenres vereint. Doch ebenfalls schaut man hinüber zum Art / Progressive Rock, darf auch mal kurz gerappt und geshoutet werden, selbst ein paar jazzige bzw. akustische Sprenkler mit Saxophon, Violine und Cello finden sich ein. Doch über allem thronen vor allem mächtige, hymnische Melodien, die dieses Album bestens zusammenhalten. Auf "Tree of lie" gelingt es nicht nur, im typischen Prog Metal Eintopf lieblos herumzurühren. Selbstverständlich ist hier Platz für technische Kabinettstückchen an Keyboards und Gitarre, die jedoch gut ausgewogen eingestreut werden. Natürlich dürfen auch jede Menge bretterharte Riffattacken nicht fehlen. Sie stehen aber nicht immer im alleinigen zentralen Fokus, sondern atmosphärische, mit Loops versehene Parts oder Passagen ohne Gitarrenbetonung sind hier ebenfalls zu finden. Trotzdem ist dieser Stilmix nicht seelenlos oder zufällig zusammengeschustert, sondern ergibt einen auf den Punkt gebrachten Sinn und ist keineswegs immer sofort vorhersehbar. Selbst die im Werbezettel angeführten Vergleiche von Linkin Park, über Dream Theater bis hin zu Planet X sind damit stellenweise nachvollziehbar. Terminal bauen zwar auf Bekanntes, was aber in dieser Verbindung bisher selten so eigenständig und über weite Strecken auch überzeugend präsentiert wurde. Einmal mehr schafft es somit eine Band aus Polen, für neuen Schwung im Prog Metal zu sorgen. Aber ist das alles denn überhaupt noch Metal?

Kristian Selm



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