CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)

Roz Vitalis - Live at Mezzo Forte
(53:42, Privatpressung, 2009)

In ihrer Heimat Moskau gehören Roz Vitalis sicherlich nicht zu den ganz großen Abräumern. Der Beifall auf ihrem aktuellen Livealbum "Live at Mezzo Forte" ist mehr als dünn und leider auch endenwollend. Doch soll dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die russische Band eines ihrer besten Alben eingespielt hat, das endlich auch mal klanglich überzeugen kann. Ihr anspruchsvoller, vielfach rein instrumentaler Art / Progressive Rock - hin und wieder durchbrochen von einer Art Rezitationsgesang - verfügt zwar über keine stetigen inhaltlichen Widerhaken oder nur zu sperrige Abläufe, für den "Normalhörer" ist dies jedoch sicherlich absolut unzugänglich. Roz Vitalis haben definitiv ebenso in Progkreisen das große Problem, dass sie nicht so recht kategorisierbar sind bzw. sofort in ein gängiges Schema passen. Die Keyboards bzw. vor allem die Orgel stehen zwar im Vordergrund, jedoch weniger offensiv und solistisch, sondern mehr als stimmungsschaffendes Werkzeug, das zusammen mit dem Schlagzeug die Musik vorantreibt. Hinzu kommen psychedelische, mystische Klanggemälde, die durchaus einer eigenen Magie folgen. Dazu warten die Russen mit Elementen aus dem kammermusikalischen Rock auf, verfallen in vertonte Poesie oder spielen einfach eine Art düsteren Spät 60s / 70s Art / Progressive Rock abseits aller bekannten Klischees. Dazu passt ein Kompositionsstil, der nicht immer konsequent oder logisch erscheint, sprich Songs enden auf einmal, obwohl man noch etwas erwartet oder ein innerer, genialer Spannungsbogen wird einfach fallen gelassen und nicht aufgelöst. Roz Vitalis bleiben damit weiterhin eine Exotenband in einem exotischen Genre. Zum Glück kann man auf ihrer fast komplett in Kyrillisch gehaltenen Homepage auch ein paar Soundschnipsel zum aktuellen Album lokalisieren und sich selbst einen Eindruck verschaffen.

Kristian Selm



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