CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)
Rare Blend - Sessions Live recordings from stage & studio
(73:17, Privatpressung, 2010)
Die amerikanischen Jazz Rock-World-Fusionisten sind mit einem neuen Album am Start, kurz 'Sessions' genannt. 14 Tracks sind drauf, allesamt rein instrumental. 4 Songs wurden live eingespielt, die ersten 4 auf der CD. Nummer 5 bis 10 sind Studioaufnahmen, die sich anschließenden laufen unter 'Filmperformance'. Seit über 15 Jahren sind die Jazzrocker aktiv, haben 2000 "Infinity", 2002 "Evolution theory" und 2006 "Stops along the way" veröffentlicht. Einflüsse hat die Band einige, sie nennen sich selbst Jam-Band, wie das just so einige Bands tun, und sie ackern sich durch Fusion bis Progressive Rock, was sie herzhaft und würzig tun; ihre Songs rocken, sind knochentrocken in den angegroovten Rhythmuskomplexen, haben Funk locker und Druckspannung saftig satt. Heftiger als die letzten beiden Alben, und dennoch immer noch einige ambiente Parameter aufweisend, gehen die energischen Songs laut und selbstbewusst in ihre Minuten. Die Bassarbeit ist exzellent, was von den Tasten kommt, hat schon mal pappigen Klang und drückt sich seltsam poppig durch. Schlagzeug und Bass ergänzen einander, umspielen ihre Parts und machen nix nur Rhythmus, rackern sich melodisch deftig ab und 'arbeiten' herzhaft, dass es eine Freude ist! Die Gitarrenarbeit ist nahezu perfectly, hat solistisch viele Facetten drauf und kann rocken. Nur, die Stampfdruckkeyboards mit ihren stakkatoartigen Einbrüchen machen das große Wundern - ohne allerdings viel (oder zuviel) zu sagen zu haben. Und immerhin, in melancholisch düsterfeinen Abgründen findet die Dame an den Tasten zu einem Feinsinn, der ihr sonst nicht zu Eigen scheint. Was sie solistisch leistet, abseits der Bandimpros und Songstrukturminuten (sprich ihrer stakkativen Angriffe), beweist melodisch solistisches Gefühl und Inspiration. Manche Komposition braucht ein paar Durchläufe, ihren Quellcode zu beleben, andere, die groovigen, lockeren, gehen auf Grund ihrer Eingängigkeit, ja, sofort ein. Die hektische Jazzrock-Nervosität mancher exzellenten Idee verfließt im epischen Jam-Charakter und verliert Energie, andere Strecken finden aus epischer Lyrik in drahtig-abstrakten Rock und werden so immer besser. Einflüsse vom guten alten Siebziger Jazz Rock sind etliche zu finden, und doch klingen Rare Blend nicht retro. Ihr funky Strukturen und wuchtig-feinen Sounds haben weniger World-Sound als auf dem letzten Album, die Band rockt wieder härter und scheint allgemein jünger geworden zu sein. Gutes Album für Schlagzeugfetischisten.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2010