CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)
Osada Vida - Uninvited dreams
(65:02, Metal Mind Records, 2009)
Locker und versiert klingt das dritte Album der polnischen Neoprogmetaller. Ideenreich, mit zahllosen rasanten Partien ausgestattet, instrumental differenziert groovend, unterhaltsam, vital, energisch. Und oberflächlich. Fast hat es den Anschein, als hätte die polnische Crew, die technisch mit allen Wassern gewaschen ist, die Sache etwas zu locker angepackt, um den lässigsten Klang hinzubekommen, der dann jedoch zu schlaff wurde. Fette Gitarrenriffs, symphonische Keyboards, kraftvolles Drumming, voluminöser Bass - die Zutaten stimmen, die kompositorischen Ideen sind zwar etwas leicht und inhaltsarm, dafür stecken schön schräge Synthesizer-Soli, jazzige Passagen, kraftvoll metallisch abrockendes Improvisationsgut neben klassischen Soli an Piano, lange Gitarrensoli und die locker-versierte Einspielung, die den Songs die federnde Basis und damit lebendige Klangsprache gegeben hat, in den Songs. Mal spielt die Band funky, dann jazzt sie elektrisch, das Piano zwitschert ein würzig-herzhaftes Klassikmotiv. Der Gesang zeigt starke Einflüsse aus dem Alternative Rock, wirkt glatt und ausdruckslos. Die schön langen Instrumentalparts verlieren an Energie, weil das Schlagzeug, eben noch komplex trommelnd, plötzlich schlicht vor sich hin trampelt. Fans des Pink Floyd Erbes und derer stilistischer Weitschweifigkeit werden sich trotz des metallischen Kicks über Osada Vidas freuen, und über die Epik ihrer Stücke. Falls alle Songs haben Überlänge, was hier mit ambienten Anläufen und dort mit steter mahlender Wiederholung erreicht wird, aber auch die interessanten Instrumentalsachen geschehen lässt. "Uninvited dreams" ist durchwachsen. Hat schöne Partien, knackfrische Soli, Jazziges. Aber auch ausgeleierte, wenig inspirierte Flächen, die zu leicht und nachlässig klingen. Mehr Druck und Straffung hätte gewiss Wunder gewirkt.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2010