CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)
Orphaned Land - The never ending way of ORwarriOR
(78:22, Century Media, 2010)
6 Jahre ließen sich Orphaned Land Zeit, um den Nachfolger für das zu Recht mit Lobeshymnen überschüttete "Mabool - The story of the three sons of seven" vorzulegen. Die Israelis sind ihrem damals eingeschlagenen Weg treu geblieben, vermischen sie auf fast 80 Minuten wiederum sehr erfolgreich und überaus eigenständig progressiven Metal mit Folklore aus dem Nahen Osten. Die Komplexität ist trotz progressiver Schlagseite in durchaus vertretbare Bahnen gelenkt, vielmehr setzen Orphaned Land auf ein hohes Maß an harmonischer, voluminöser Melodik mit sehr deutlichem orientalischen Einschlag, sowie grundsolider metallischer Härte. Das zeigt sich auch im Gesang, der bisweilen bis hin zu recht böse klingende Growls reicht, sprachlich abwechselnd in Englisch, Hebräisch, Arabisch und Jemenitisch gehalten ist. Doch ähnlich wie Opeth werden die Stimmen auch "normal" eingesetzt, wechseln sich traurig wunderschöne Akustikparts mit stampfender Härte ab. Orphaned Land verstehen es nicht nur, das richtige Gleichgewicht aus ruhigen und heftigen Teilen abzuliefern, auch die etwas unterrepräsentierte keyboardtechnische Begleitung mit viel Mellotrontöne erzeugt viele wohlige Schauer. Doch vor allem durch jede Menge exotische Instrumente aus dem Morgenland, ein dementsprechend andersartiges Songwriting klingen Orphaned Land in ihrer Art überzeugend originell. Für den perfekten, hin und wieder vielleicht zu glatten Mix sorgte übrigens Porcupine Tree Vordenker Steven Wilson. "The never ending way of ORwarriOR" zeigt einmal mehr genügend überzeugende Ansätze, wie man sich mit einer eigenen, ansprechenden Note aus der Prog Metal Sackgasse befreien kann. Das Album ist ebenfalls als Special Edition mit einer "Making of" DVD erhältlich.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010