CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)
Neal Morse - So many roads
(63:34 + 79:24 + 71:34, InsideOut, 2010)
Dass Neal Morse seinen Fans genügend musikalisches Futter und vor allem zu jeder Tour gleich noch ein entsprechendes Album liefert, ist man ja bereits gewohnt. Doch mit dem aktuellen 3-fach Live-Album "So many roads" wagt er sich nun mit 13 Songs auf mehr als 210 Minuten an der kompletten Vollbedienung und bietet einen sehr umfangreichen und überaus ausgiebigen Überblick über seine musikalische Karriere, die alle Stationen ab dem Jahr 1995 von Spock's Beard, Transatlantic bis hin zu seinem Solomaterial abdeckt. Mitgeschnitten wurde "So many roads" an mehreren Abenden auf der letzten "Lifeline" Europatour, wobei Neal Morse dieses Mal ausschließlich von holländischen Musikern unterstützt wird, er also komplett auf seine sonstigen amerikanischen Partner / Kollegen Randy George und Mike Portnoy verzichtet. Während die erste CD vor allem von kürzeren Songs von "Lifeline" dominiert wird, angereichert u.a. durch "At the end of the day" aus der Spock's Beard Ära, sowie Transatlantics "We all need some light", bekommt man auf den anderen beiden CDs die komplette Longsongbedienung. So werden hier vor allem epische Medleys geboten, wie u.a. über halbstündige Zusammenschnitte der Alben "?" und "Testimony", aber auch "Walking on the wind" (Spock's Beard), "Stranger in your soul / Bridge across forever" (Transatlantic). Dabei wird vor allem eines augenscheinlich. Selbst wenn hier nur teilweise Ausschnitte von Alben bzw. Songs zusammengefügt werden, so funktionieren diese trotzdem, was man nun als Kritik oder Vorteil des Setzkasten-artigen Kompositionsstils von Neal Morse betrachten kann. Zudem ist seine Begleitband sicherlich spieltechnisch sehr gut und mittlerweile ebenfalls gut aufeinander eingespielt, ganz an die Qualität der Originalaufnahmen bzw. Studioversionen kommen sie jedoch nicht immer heran. Dafür spricht die lebendige, scheinbar nicht nachbearbeitete Liveatmosphäre und ansteckende Spielfreude. Letztendlich werden vor allem die Fans von Neal Morse bei dieser Veröffentlichung zugreifen, die hier wirklich sehr viel Musik für ihr Geld bekommen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010