CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)

Mastermind - Insomnia
(50:15, Lion Music, 2010)

Vor rund 10 Jahren erschien mit "Angels of the apocalypse" bei InsideOut das letzte offizielle Studioalbum von Mastermind, unterbrochen lediglich von einem Livealbum und einer EP, beide in Eigenregie veröffentlicht. Mit dem aktuellen Lebenszeichen "Insomnia" sind die beiden Berends Brüder beim finnischen Metal Label Lion Music gelandet, die leider in der Vergangenheit mehr durch Masse denn Klasse in ihrem Ausstoß auffielen. Neben Bill und Rich Berends an Gitarre, Synthesizer, Bass bzw. Schlagzeug, werden Mastermind noch durch die stimmgewaltige Sängerin Tracy McShane, sowie Stratovarius Keyboarder Jens Johansson ergänzt. Als weitere Gäste sind die beiden Bassisten Chris Eike und Greg Hagen auf einigen Titeln zu hören. Auch wenn die Amerikaner im letzten Jahrzehnt keineswegs untätig waren, so hat sich in dieser Zeit vor allem stilistisch eine schleichende, aber stetige Veränderung vollzogen. Die Berends Brüder spielen seit einigen Jahren als weiteres Projekt mehr traditionellen Rock, so dass es nicht verwundert, dass sich auch dies in der Stammband widerspiegelt. Man ist weg vom harten Prog Bombast der Anfangstage, auch der instrumentale Jazz Rock / Fusion Einschlag vom ausgezeichneten 99er Werk "Excelsior!" ist hier bis auf das ausgezeichnete Instrumental "Night flier" nicht mehr zu finden. Vielmehr klingen Mastermind heutzutage wesentlich geradliniger, mehr im traditionellen sinfonischen Hard Rock verwurzelt und setzen weit weniger auf instrumentale Eskapaden und die technischen Finessen von früher. So scheinen auf den 10 Tracks auf "Insomnia" zwar klanglich moderne Elemente und leicht düsterer Gothic Einschlag durch, selbst eine Passage mit Sprechgesang darf nicht fehlen, die wirklich großen Überraschungen bzw. mitreißende Elemente bleiben jedoch leider aus. Das Songmaterial ist solide bis gut komponiert und arrangiert, es sind alleine die wenigen Soloparts, die noch Erinnerungen an frühere Tage aufkommen lassen. Mit ihrem erdigen, rauen Rock Ansatz sprechen Mastermind ein neues Zielpublikum an. Ob ihnen ihre ehemaligen Fans bei diesem weitaus weniger eigenständigen Ansatz folgen werden, darf man gespannt sein. Doch jeder Band steht schließlich eine Weiterentwicklung zu, in welche Richtung sie auch immer gehen möge.

Kristian Selm



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