CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)
Life Line Project - The king
(55:50, Life Line Productions, 2009)
Erik de Beer, der Mann hinter Life Line Project, ist fleißig dabei, seinen Back-Katalog abzuarbeiten und in aufgepeppter Form neu aufzulegen. Diesmal handelt es sich um die 2006er Version seines Albums "The king". Vieles erinnert dabei an die Machart der letzten beiden im PNL kürzlich besprochenen Alben. Wer diese also mag, wird sicherlich auch entsprechend Gefallen an "The king" finden. Dass de Beer nicht der Jüngsten einer ist, zeigt die im Booklet notierte Feststellung, dass er bereits 1978 begonnen hatte, an diesem Projekt zu arbeiten. Übrig geblieben sind von den damaligen Ansätzen in der nun vorliegenden Version allerdings nur noch Bruchstücke. De Beer gibt in den Liner Notes freigiebig weitere Einblicke in die Hintergründe zu diesem Album, die doch recht nachhaltig wirken. Als er 2006 die Renovierungsarbeiten an "The king" begann, war er überzeugt, dass dies sein finales Werk sein würde, da bei ihm Krebs im Spätstadium diagnostiziert worden war. Einige Mitmusiker wussten davon, andere nicht. Unter entsprechendem (auch zeitlichen) Druck wurde das Album dann neu eingespielt. Zum Glück stellte sich nach Fertigstellung des Albums heraus, dass es sich um eine andere Krankheit mit weniger dramatischem Verlauf handelte. Drei Jahre später wurden die Songs neu abgemischt und um den Song "Is this the end?" erweitert. Kernstück - die Laufzeit von knapp 38 Minuten lässt kaum eine andere Aussage zu - ist der in elf Songs unterteilte Titelsong. Auch auf diesem Album dominiert de Beer logischerweise mit seinem Tastenspiel die Szenerie. Oft klassisch angehaucht, bisweilen auch mal mit mittelalterlichen Klängen, drücken Orgel, Piano und Synthesizer den Stempel auf. Doch auch die Gitarreneinsätze kommen nicht zu kurz, so dass für entsprechende Gegenpole gesorgt wird. Was mir ebenfalls sehr gut gefällt, sind die Einsätze an den Holzblasinstrumenten. Schon auf "Modinha" und "The Finnishing touch" hatte er von diesem Stilmittel Gebrauch gemacht, hier gelingt ihm das sogar noch eine Spur besser. Wenn Flöte, Oboe, Fagott oder Krummhorn das Sagen haben, werden Erinnerungen an Camel oder Gryphon wach. Doch einen eindeutigen Schwachpunkt kann ich nicht unter den Tisch kehren: einige Gesangspassagen sind etwas missraten, da die Stimmen (auch die weiblichen) bisweilen etwas dünn daher kommen. Nichtsdestotrotz aber ein mit Abstrichen schönes Album. Mal sehen, in welche Richtung sich neue Kompositionen des Niederländers bewegen werden.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2010