CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)

Ars Nova - Seventh hell
(46:39, Musea, 2009)

Selbst wenn bei Ars Nova die Pausen zwischen den einzelnen Alben immer länger werden, so bleiben sie eine der wenigen konstanten Größen des Nippon Progs. Zwar sind die Zeiten als reines Damen Trio leider seit einigen Jahren vorbei, doch Keyboarderin / Komponistin Keiko Kumagai hält immer noch das Zepter fest und dominant in der Hand. Das fängt bei der Musik an, die über einen gewissen bombastischen Größenwahn verfügt und setzt sich in den lasziven Fotos auf Cover und Booklet fort, die ebenfalls seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des bizarren Ars Nova Kosmos sind. Zwar ist "Seventh hell" vom progressiven Keyboard Bombast und den ausschweifenden Arrangements sofort und eindeutig als Ars Nova identifizierbar, doch seitdem auch einige männliche Kollegen kräftige Saitenakrobatik und Rhythmuspower beisteuern dürfen, hat die Musik der Japaner eine weitere, durchaus interessante Facette hinzugewonnen. War das letzte reguläre Studioalbum "Biogenesis Project" (2003) bereits ein Anfang in diese Richtung, aber letztendlich inhaltlich nicht von kompletten Erfolg gekrönt, so zeichneten bereits die Gitarren-verstärkten Neuaufnahmen alter Ars Nova Nummern auf dem 2006er Werk "Chrysalis" eine gewollte und überzeugendere Neuausrichtung vor. "Seventh hell" ist die konsequente Vollendung dieser Entwicklung und begeistert sicherlich nicht nur die bisherigen Fans, sondern setzt mit der gut durchdachten Gitarrenpower gekonnte Farbtupfer. Natürlich muss man bei Ars Nova immer noch ein gewisses Faible für komplett übertriebenen Prog Bombast mit Keyboard Überhang haben. Hinzu kommt neuerdings weiterhin eine gehörige Akzeptanz für einige, für den Ungeübten bisweilen gewöhnungsbedürftige, typische japanische Gesangseinlagen mit hohem Stimmengeschmettere. Dabei sind nicht nur diese wenigen überschaubaren Versuche am Mikrofon Neuland, auch ein paar latin-artige(!) Passagen sorgen für frischen, neuen Wind aus dem fernen Osten. Mit "Seventh hell" gelingt Ars Nova nicht nur eine musikalische und besetzungstechnische Blutauffrischung, dieses Album rangiert in deren Diskografie ganz locker in den oberen Rängen. Schön zudem, dass man die Band auch nach einigen Jahren der Abstinenz wieder in unseren Breiten begrüßen darf, denn sie haben ihr Kommen für das "Night Of The Prog" Festival im Herbst auf der Loreley angekündigt.

Kristian Selm



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