CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)

Karnivool - Sound awake
(72:08, Sony Music Australia, 2009)

In ihrer australischen Heimat erreichte "Sound awake", das zweite Album von Karnivool, bereits nach kurzer Zeit Goldstatus, während der Bekanntheitsgrad der Formation von "Down under" in unseren Breiten erst langsam an Fahrt gewinnt. Doch lange sollte es nicht dauern, bis sich ein entsprechender Erfolg ebenfalls im "alten" Europa einstellt, denn die Band bringt sehr viel mit, was ihnen im Bereich zwischen Metal / Alternative / Progressive Rock entsprechende Erfolgsaussichten möglich macht. Karnivool sind plakativ beurteilt keine Band für absolute Puristen, denn für Progressive Rock sind sie auf Dauer nicht komplex genug bzw. instrumental zu wenig fordernd, für die Alternative Rock Anhänger sind doch zu viele verkopfte Verzwirbelungen oder ungewohnte Ansätze zu finden. Doch gerade dadurch, dass man als harmonische Symbiose das Beste aus beiden Stilwelten verbindet, entsteht eben etwas Überzeugendes und auf gewisse Weise durchaus Eigenständiges. Um einen Namen kommt man dennoch bei den etwaigen Vergleichen nicht ganz herum, denn einige Male drängen sich Vergleiche zu Tool auf, wobei Karnivool weniger sperrig, vom Gesamtansatz harmonischer wirken, aber man doch vom Härtegrad, vokaler Ausrichtung und Atmosphäre gewisse Parallelen erkennen lässt. Vor allem ist "Sound awake" eine Scheibe, die man nicht sofort in ein Schema pressen kann und mit mächtigen, hymnischen Melodien und einer mitreißenden Härte, aber auch ruhigen Momenten überzeugt. Gerade dadurch, dass man in erster Linie auf die Kraft von Dynamik und instrumentelle Wucht setzt, komplett auf offensichtliche, spielerische Raffinessen verzichtet, bläst es einem hier vermehrt die packenden Gesangslinien und die instrumentelle Breitseite wuchtig in die Gehörgänge. Damit sind Karnivool mehr als eine Konsensband, die sich nicht zwischen die Stühle setzt, sondern überzeugend selbst platziert.

Kristian Selm



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