CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)

Kaipa - In the wake of evolution
(70:05, InsideOut, 2010)

Kaipa haben schon einige Jahre auf dem Buckel. 1973 gab es unter dem damaligen Bandnamen Ura-Kaipa, der ein Jahr später in Kaipa umbenannt wurde, die ersten Lebenszeichen der schwedischen Combo. Sie veröffentlichten in dieser langen Zeit lediglich zehn Studioalben. Das neueste Werk macht musikalisch da weiter, wo "Keyholder", "Mindrevolutions" oder "Angling feelings" aufgehört haben. Sinfonisch-melodischer Retro Prog verbunden mit Neo-Folk und liedhaften Melodien und Refrains. Letzteres bringt hin und wieder einen zu harmonischen und seichten Beigeschmack in die eigentlich kreative Musik hinein, was ein großes Manko des Albums darstellt. Dafür verantwortlich sind hauptsächlich Sänger Patrik Lundström (Ritual) und Aleena Gibson. Beide haben eine recht helle sowie dünne Kopfstimme, die man stellenweise gar nicht so recht auseinander halten kann, und zusammen gesungen fehlt dadurch die Vielfalt, die Kraft und die Kratzbürstigkeit. Was natürlich nicht heißen soll, dass beide im Sologesang schlecht wären - ganz im Gegenteil. Der Rest der Mannschaft: Hans Lundin, Per Nilsson, Morgan Agren, Jonas Reingold, Fredrik Lindqvist und Elin Rubinsztein, garantieren für die handwerkliche Qualität des Albums. Besonders prickelnd sind die drei längsten Stücke mit 10:57 min, 17:51 min, und 10:09 min Laufzeit, dort scheinen Kaipa den Grad zwischen progressiven Elementen, knackigen Rhythmen, gut gesetzten Breaks und "schönen" Melodien mit fassbaren Refrains gefunden zu haben. Das kann man von den restlichen fünf Tracks leider nicht durchweg behaupten, sie klingen immer mal wieder viel zu kultiviert und wirken relativ harmlos. Das Resultat daraus sind fünf schmachtende, leichte Durchschnittsnummern - mal Folk, mal Pop / Rock, mal Ballade. Zu schade, dass dieses wechselhafte Erscheinungsbild bei mittlerweile jeder neuen Kaipa-Veröffentlichung zum Vorschein kommt.

Andreas Kiefer



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