CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)

Jupiter Society - Terraform
(55:07, ProgRock Records, 2009)

Grundsätzlich kann ein jeder Musiker, kann jede Band tun, was er oder sie will, also auch den Stil eines anderen Musikers, einer anderen Band kopieren. Wenn eine komplette Band aber ein Set ausarbeitet, ausfeilt, das viele Facetten haben soll, die Arbeit an ihren Songs nach viel Schweiß und Streit abschließt, diese in einem Studio unter guten Bedingungen einspielt und ein Label findet, das die Songs als Album auf CD veröffentlicht - dann sollte schon, ja, etwas daran sein, das mehr ist, als die Kopie einer bereits vorhandenen Idee, eines Stiles, einer Band oder eines bestimmten Genres. Sollte! Nun, Jupiter Society sind die Jünger Arjen Lucassens, dessen Bombast Space Metal sie mit süchtigem Engagement nachvollziehen. Ohne Zweifel ist die Band dazu in der Lage, ihre Instrumente fein zu spielen. Aber - so interessant und kritisch die Story ihres bereits Sequel-Konzeptes ist, die Verlorenheit in Wissenschaftsglaube, das gesellschaftliche Dasein des Menschen zwischen Wunsch und Realität, Wollen und Handeln, Möglichkeit und Streben, usw., und die instrumental interessanten Passagen, mit heftigen Gitarrensoli, schwebenden Chorgesängen in Begleitung orchestraler Keyboardsphären samt Bombast, Pathos und Melancholie - so wenig kann hier eigentlich von Komposition an sich gesprochen werden. Die einzelnen Songs funktionieren als Part des Konzeptes, vielleicht auch für sich, doch nur für Hardcore Fans des Space Metal Genres. Allzu typisch sind die Songstrukturen, ist der Ablauf der Arrangements, die Einbettung des Gesanges in das Songformat, als hätte die Band ein Lucassen-Songgerüst kopiert und mit eigenen Materialien aufgefüllt, ganz ohne eigene Architektur. "Terraform" kann partiell Laune machen, wenn man es durch sein Wohnzimmer dröhnen lässt, mutig im Sessel ausharrt, die Gothic-schwangeren Düster-Spacerock-Schwaden verfolgt, die mit Wucht und Pathos in die Magenwand gedrückt werden. Große Boxen machen hier übrigens den ganz fetten Eindruck, da wummert und dröhnt auch die letzte körpereigene Faser. Genredonner der poserheftigsten Sorte für Metalopernfans. Für Außenstehende klingt das eher parodistisch, trotz seiner streng ernsthaften Ausprägung.

Volkmar Mantei



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