CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)
The Intersphere - Interspheres / Atmospheres
(51:17, Songs Of The Century, 2010)
Eigentlich stehen zwischen 'Interspheres' und 'Atmospheres' sich gegeneinander richtende Pfeile, die ich jedoch hier nicht anwenden, einbringen und benutzen kann, weil das Programm überfordert rumspinnt und die Seite als fehlerhaft anzeigt. Da muss ein schlichter Trennungsstrich reichen. The Intersphere, die wohl nix gegen Atmosphäre haben und ihren Sound sehr atmosphärisch gestalten, wenn der Albumtitel auch suggeriert, hier würde alles getan, um gegen Atmosphäre anzugehen, gegen die falsche gewiss, spielen mal hektischen, mal gelassenen Alternative Rock mit Links zum New Artrock. Die knackigen Songs haben enorm Druck, rasen kraftvoll und deftig aus ihrem Dock und jagen energetisch jubelnd durch ihre Minuten, bis sie vom nächsten Song eingefahren, überfahren und ausgeraubt werden. Instrumental geht es erstaunlich aufwendig zu, die Songs sind zwar eingängig und gehen ins Ohr wie in die Beine (nix mit tanzen, hüpfen!) (In der Masse vor der Bühne hüpfen, comprende?!), haben starke Hooklines und mitreißenden, auffahrenden Druck, wissen aber mit geschickten Einbrüchen und instrumentaler Finesse erstklassige Partien zu zelebrieren, dass zu hören und staunen bleibt. Die Songs haben Charakter und Rock, drücken sich in die Hörorgane, dass im Gehirn die Zuckermoleküle verzückt platzen und der Rausch bis in die Waden zieht, wenn da Bier im Spiel ist, sind hoffentlich die Autoschlüssel verschwunden. Habt ihr noch nix vor und die Anlage glotzt euch hungrig an? Eure aktuelle Begleitperson lässt die Backen trübe hängen und die Tage sind grau wie fader Balkonurlaub? Legt euch die Platte auf, nehmt das Putztuch und sucht die Zimmerecken nach altem Staub ab, der schon während der letzten Partys und Seligkeiten dabei war. Jagt wie angestochen durch die Bude, weil dieser Vierer euch mit heftigen Popsongs verrückt macht und Leben in die Blutbahn bringt, wo eben noch alter Dampf kümmerte. The Intersphere sind Jungspunde mit frechem Witz, einiger Inspiration und enorm Lust auf druckvollen Sound, der nicht zu poppig ist, auch mal metallische Akzente einwirft, drahtig selbstbewusste Rhythmuswechsel und emotionale Songeinbrüche ins vitale Geschehen einfährt und einen modernen Rocksound ins Bewusstsein kippt, dass die Sekunden kürzer und das Genusserlebnis, ein Lebewesen auf diesem schicken Planeten zu sein, größer wird. Was kann Rockmusik sonst? Sexuelle Energie? Hört's Euch an!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2010