CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)
Fanger & Schönwälder - Analog overdose 0.9
(78:11, Syngate, 2001/2009)
Mario Schönwälder ist in der Elektronik-Szene ja nun wahrlich kein Unbekannter. Neben seinen Aktivitäten mit Manikin Records hat er auch als Musiker schon einiges auf die Beine gestellt. Nicht nur in Form von Soloalben, sondern auch oder gerade in Zusammenarbeit mit anderen Elektronikkünstlern. So sei z.B. das Duo Keller & Schönwälder genannt, gerne auch mal erweitert um andere Szenegrößen wie Bas Broekhuis oder Bernd Kistenmacher. Ein weiteres Markenzeichen sind die Aufnahmen des Duos Fanger & Schönwälder, die unter anderem mit ihrer "Analog overdose" Reihe auf sich aufmerksam machten. Mittlerweile sind die Versionen 1 bis 4 erschienen, zum Teil in Form von Doppelalben. Was Schönwälder mit seinem Partner Peter Fanger in dieser Themenreihe anzubieten hat, ist allerfeinste Berliner Schule. Warum es nach den Folgen 1 bis 4 jetzt eine Version 0.9 gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Da das Material ursprünglich bereits 2001 veröffentlicht wurde und jetzt bei Syngate neu aufgelegt worden ist, spekuliere ich jetzt einfach mal, dass die Kompositionen noch kurz vor den Aufnahmen zum ersten "Analog overdose" Album entstanden sind und man dieses Album daher "Analog overdose 0.9" nannte. Nur mal so eine Idee. Zur Musik: langgedehnte Sequenzerarrangements durchziehen das Album, oft mit wunderbaren Mellotronpassagen unterlegt. Das führt natürlich leicht dazu, Gefahr zu laufen, etwas eintönig und langatmig zu klingen, aber schließlich soll es laut Titel ja auch eine Überdosis sein. Im Kontext der elektronischen Musik muss dies nicht unbedingt ein dicker Minuspunkt sein. Mir gefällt dieser langsame, stetige Aufbau sehr gut, da hier alles stimmig in Szene gesetzt und ein angenehmes Wohlgefühl beschert wird. Natürlich gibt es gelegentliche Tangerine Dream Parallelitäten, sicherlich nicht ganz ungewollt, wie schon die Namensgebung nahelegt ("The trees turn tangerine"). Aber das Duo schafft es durchaus, einen eigenen Weg zu gehen und sie wissen mich mit ihrer Musik fast auf ganzer Länge zu überzeugen. Schönes Album!
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2010